Die Künstlerin Tanja Martina Federl möchte auf einem der Hohenbogentürme im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet ein riesiges Metallauge installieren. Das "Freedeye", wie sie das Kunstprojekt nennt, soll auf die Vergangenheit des Kalten Krieges mit dem gegenseitigen Ausspionieren von Ost und West hinweisen, aber auch vor aktuellen Gefahren für die Demokratie warnen.
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Geld für Kunstwerk durch Crowdfunding
Solche Gefahren sieht die Künstlerin zum Beispiel in Diktaturen oder in der "massenhaften Sammlung von Daten, die zur Machtkonzentration in privaten Händen führt", so Federl wörtlich. Sie eröffnet am Mittwoch in Furth im Wald im Landkreis Cham einen Showroom, in dem sie das Konzept für ihr Kunstprojekt vorstellen will.
Um das Riesenauge auf einem der beiden Hohenbogentürme wirklich realisieren zu können, braucht sie nach ersten Schätzungen rund 500.000 Euro, die in den nächsten Monaten durch Crowdfunding hereinkommen sollen – also durch das Sammeln von Spenden.
Das 17 Meter breite und zehn Meter hohe Auge soll aus Stahl gebaut werden, sich langsam um sich selbst drehen und abends beleuchtet, also weitum sichtbar sein.
Kabarettist Christian Springer ist Schirmherr
Tanja Martina Federl hat für ihr Projekt einen prominenten Schirmherren gewonnen, den Münchner Kabarettisten Christian Springer. Er wird bei der Vorstellung der Kunstidee in Furth im Wald mit dabei sein. Springer sieht in dem Auge auf dem einstigen Militärturm den "Beweis, dass sich die Welt doch ändern kann und zwar zum Besseren. Hier hat sich die Gewaltbereitschaft in ein friedliches Waldesrauschen verwandelt."
Vorfahren der Künstlerin aus Furth im Wald
Die Künstlerin Tanja Martina Federl lebt seit sieben Jahren in der Grenzstadt Furth im Wald, aus der ihre Großeltern stammen. Aufgewachsen ist sie in München. Die 59-Jährige hat als Künstlerin mit digitalen Collagen angefangen und arbeitet seit 2016 mit Skulpturen. Sie nutzt dafür als Material gern geschmolzenen Plastikmüll.
💡 Was sind die einstigen NATO-Abhörtürme
Die beiden Türme auf dem 1.079 Meter hohen Bergrücken des Hohenbogen, der nah an der tschechischen Grenze liegt, waren bis 2004 militärische Abhörtürme, in denen die NATO den Warschauer Pakt überwacht hatte. Einige Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des Kalten Krieges wurden sie stillgelegt. Einer davon wird heute als Aussichtsturm genutzt. Beide Türme sind inzwischen in Privatbesitz.
Fotomontage: Das Auge aus Stahl soll 17 Meter breit und zehn Meter hoch werden.
Audio: Der Kalte Krieg als Besucher-Attraktion
Am Hohenbogen belauschte einst der Westen den militärischen Funkverkehr des Warschauer Pakts. Auf den Türmen waren zahlreiche Antennen und Radarschirme angebracht. In den Gebäuden saßen rund um die Uhr Soldaten im Schichtbetrieb, um gen Osten zu lauschen und die empfangenen Nachrichten auszuwerten. Jetzt wird das Gelände für Besucher erschlossen.

Abhöranlage auf dem Hohen Bogen
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