Nach Verzicht sieht das, was Ahmet Malak in seiner Münchner Restaurantküche zubereitet, ganz und gar nicht aus. Dabei gehört "Annes Hausmamaskost" zum Münchner Forum für Islam, auch der Koch ist Muslim – und gerade ist Ramadan. Einen Monat lang verzichten Muslime darauf, zu essen und zu trinken.
Allerdings nur tagsüber. Sobald die Sonne untergegangen ist, dürfen sie zugreifen. In der bayerischen Landeshauptstadt ist Ahmet Malaks Restaurant im Münchner Forum für Islam ein Anlaufpunkt, wo Muslime zum Iftar zusammenkommen. Dem täglichen Fastenbrechen, das erste im diesjährigen Ramadan, fand am Donnerstagabend um Punkt 18:36 Uhr statt.
Fastenbrechen wie der Prophet
Aufgetischt werden Humus und Linsensuppe, Fleisch- und Bohneintopf, Reis, zum Dessert Baklava. Am Anfang der rund 100 Essen steht aber bescheiden ein Glas Wasser und eine Dattel. "Das ist so Tradition, weil schon der Prophet Mohammed so sein Fasten gebrochen hat und seitdem machen wir das auch so wie er", erklärt der Chef-Koch.
Der Palmenfrucht schreiben Muslime zudem eine besondere Wirkung der inneren Reinigung zu. Außerdem liefert die Wüstenfrucht schnelle und gesunde Energie nach den vielen Stunden Abstinenz.
Ramadan als bewusste Selbstoptimierung
Dabei geht es im muslimischen Fastenmonat Ramadan – ähnlich wie in der christlichen Fastenzeit vor Ostern – längst nicht nur um Verzicht aufs Essen und Trinken: Die Fastentage sind auch Tage des Gebets, der Reflexion, der inneren Einkehr. "Für mich eine Zeit der Zusammenkunft, der Gemeinschaft, des friedlichen Miteinanders", sagt ein Gast am Tisch von "Annes Haus-Mamas-Kost". Für ihn habe die bewusste Mäßigung auch etwas mit Charakterbildung zu tun: "Was man heute Selbstentwicklung oder Personality-Entwicklung nennt, machen wir sozusagen im Ramadan schon immer."
Respekt vor fastenden Muslimen statt Mitleid gefragt
Viele Muslime wollen deshalb auch nicht bemitleidet werden, weil sie nicht essen und trinken. Im Netz kursieren zahlreiche Memes, Bilder und Videos dazu, was sich fastende Muslime und Musliminnen von Nicht-Muslimen im Ramadan wünschen würden: "Freut euch mit uns, beglückwünscht uns", schreibt die österreichische Buchautorin Amani Abuzhara auf Instagram. Im Ramadan gäben Muslime ein Zeichen der Stärke – und das sei eben gerade nichts, "was anderen leidtun muss".
So sei es an Außenstehenden, auf Sprüche à la "Noch nichtmal Wasser?" zu verzichten. Oder aus Respekt nicht direkt vor einem Fastenden in die fette Butterbreze beißen. Und wer besonders nett sein möchte, der wünscht "Ramadan Mubarak", also "Froher Ramadan".
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