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Abi Ofarim

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"Preis der wilden Jahre": Abi Ofarim ist tot

Im vergangenen Jahr war er an einer Lungenentzündung erkrankt und ins Koma versetzt worden. Danach hatte er sich erholt, doch jetzt ist Abi Ofarim mit 80 in seiner Wohnung gestorben - friedlich, wie Freunde berichteten. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Mit 59 Goldenen Schallplatten war der als Abraham Reichstadt im israelischen Safed (Galiläa) geborene Sänger ein großer Star der sechziger Jahre, vor allem gemeinsam mit seiner Frau Esther. Das Paar wurde als "Abi & Esther" mit sentimentalen Songs wie "Morning of My Life" und Gute-Laune-Titeln wie "Cinderella Rockafella" (1968, Platz 1 vor den "Beatles") zu einer Ikone der Flower-Power-Zeit, bekam 1964 die Goldene Rose von Montreux und hatte damals zahlreiche Fernsehauftritte. Konzerte in der New Yorker Carnegie-Hall, in der Hollywood-Bowl in Los Angeles und Royal Albert Hall in London waren umjubelt. Ofarim kannte Promis wie Jimi Hendrix, die Beatles und die Bee Gees persönlich.

Angefangen als Tänzer

Mit elf Jahren hatte Ofarim in seinem Heimatland als Tänzer angefangen. Vom Tanz kam er bereits früh zum Theater und später zur Musik.  Seit sich Ofarim von seiner Frau Ende der sechziger Jahre privat wie beruflich getrennt hatte, fand er als Solo-Künstler deutlich weniger Zuspruch, zählte in München aber nach wie vor zu den populären Sängern und trat auch regelmäßig auf. Mehr Erfolg hatte er jedoch als Musikproduzent.

27 Jahre Musik-Pause

1982 wagte er mit dem Studioalbum "Much too Much" einen neuen Anlauf, im selben Jahr erschienen seine Memoiren unter dem Titel "Der Preis der wilden Jahre". Kurz zuvor, 1979, hatte er wegen Drogenbesitz Ärger mit der Polizei. Außerdem wurde er wegen Steuerhinterziehung belangt. Es folgten vier Wochen Untersuchungshaft in Stadelheim, doch es blieb schließlich bei einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Dennoch schien Ofarim künstlerisch nicht mehr so recht "auf die Beine" zu kommen: Er ließ sich sage und schreibe 27 Jahre Zeit, bis er 2009 mit dem Album "Too Much of Something" noch mal von sich hören ließ.

Neun Monate Klinik

Eine hartnäckige Grippe mit anschließenden Komplikationen - die Ärzte sollen ihm in der Reha "die Lunge angestochen" haben, es folgte eine Herz-Operation - hatte Ofarim im vergangenen Jahr sichtlich ausgezehrt. Er war damit auch an die Medien gegangen, sprach von seinen "neun Monaten im Krankenhaus" und soll 15 Kilo abgenommen haben. Gleichwohl präsentierte der Sänger immer stolz seine nach wie vor umfangreiche Fanpost, angeblich bis zu 160 Briefe an einem Tag.

Liiert mit Iris Berben und Margot Werner

Zu den Frauen, mit denen er zeitweise liiert war und teils auch arbeitete gehören die Schauspielerin Iris Berben und die Sängerin Margot Werner. Abi Ofarim ist der Vater von Gil, der ebenfalls als Sänger unterwegs ist, sowie Tal. Von den beiden Söhnen hatte Ofarim bereits fünf Enkel. Wohltätig engagiert war Ofarim im Verein "Kinder von gestern", der Projekte gegen Altersarmut und Alterseinsamkeit, speziell von Musikern, fördert.