Eine Pornodarstellerin wird tot am Set aufgefunden - erdrosselt in einem Planschbecken voller Spermien und Urin. Die BR-Kommissare Batic und Leitmayr ermitteln im Tatort "Hardcore" in der Porno-Branche. Die BR-Jugendschutzbeauftragte erteilte eine Freigabe zur Ausstrahlung um 20.15 Uhr. Aber ist es angemessen, dass damit Jugendliche ab 12 Jahren solche Szenen sehen dürfen?
Die "Bild"-Zeitung empört sich - die "Süddeutsche Zeitung" lobt dagegen einen "sehenswerten Krimi mit viel Humor". Ähnlich gespalten ist die Diskussion im Netz. BR24 hat mit der verantwortlichen Tatort-Redakteurin Stephanie Heckner gesprochen.
Frau Heckner, kann man einen Film mit derart offensichtlichen pornografischen Szenen um eine Zeit zeigen, in der Jugendliche ab 12 Jahren zuschauen?
Wir haben den Film visuell bewusst so unvoyeuristisch wie möglich angelegt. Unser Ziel war 20.15 Uhr. Das Drehbuch wurde in enger Abstimmung mit der Jugendschutzbeauftragten des BR entwickelt. Die übermäßige Sexualisierung unserer Gesellschaft – dazu gehört das Pornogeschäft – ist verstörend. Auch für Jugendliche ist sie das. Der Tatort stellt das Pornogeschäft und den Pornokonsum als "nicht erstrebenswert" dar und schafft so Orientierung. Daher wurde er auch von der Jugendschutzbeauftragten für Jugendliche ab 12 Jahre freigegeben.
Haben Sie in der Redaktion mit so heftigen Reaktionen auf den Tatort gerechnet?
Ich kann durchaus verstehen, dass man sich über Pornographie empört. Das, was da stattfindet, ist in vielen Teilen und Praktiken empörend und auch ekelhaft. Was ich nicht verstehe, ist, dass man sich darüber empört, dass es im Tatort thematisiert wird. Pornographie ist millionenfach im Netz präsent und wird millionenfach genutzt. Und das alles ist für Kinder leicht zugänglich. Darüber sollte man nicht schweigen.
Wie groß ist die Gefahr, dass ein Film wie "Hardcore" gerade auch bei jungen Zuschauern Interesse an Pornographie weckt?
Wie gesagt, Pornographie existiert für Jugendliche nur einen Mausklick weit entfernt. Da ist es doch besser, sie anhand einer Geschichte, die wir im Tatort erzählen, erleben zu lassen, dass diese Welt nicht verführerisch und erstrebenswert ist. Sondern dass das einfach nur banal und auch ekelhaft ist. Darin sehe ich durchaus einen aufklärerischen Wert und auch einen Aspekt von Jugendschutz.
Und was soll der Zuschauer mitnehmen aus dieser Geschichte aus dem Porno-Milieu?
Dass Pornos und deren Konsum etwas Zerstörerisches haben und nicht die Verführkraft, von der besonders Jugendliche manchmal ausgehen, eben weil das Thema in dieser Gesellschaft so tabuisiert ist. Unserer Ansicht nach ist es besser, etwas zu thematisieren, hinzuschauen, auch hinzuhören, als es zu verschweigen. Also in eine Debatte einzutreten.
Tatort verpasst?
Den Tatort "Hardcore" können Sie eine Woche lang in der ARD-Mediathek nachschauen.