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Serge Dorny

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Personaldebatte: Übernimmt Serge Dorny Bayerische Staatsoper?

Das Gerücht ist schon länger im Umlauf, jetzt bestätigte das Bayerische Kunstministerium Verhandlungen: Serge Dorny, Intendant in Lyon, könnte Chef der Bayerischen Staatsoper werden, Vladimir Jurowski das Orchester übernehmen. Von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Es ist noch eine Weile hin, bis Nikolaus Bachler, der Intendant der Bayerischen Staatsoper in München, seinen Posten aufgibt: Sein Vertrag läuft bis Sommer 2021. Gleichzeitig wird Generalmusikdirektor Kirill Petrenko aufhören, der als Chef der Philharmoniker nach Berlin wechselt. Im Operngeschäft wird allerdings sehr langfristig geplant, vor allem in der internationalen Spitzenliga, in der die Bayerische Staatsoper mitspielt. Top-Sänger sind auf Jahre hinaus ausgebucht, Regisseure ebenfalls. Wer ab 2021 das Programm bestimmen soll, müsste also bald mit seinen Planungen anfangen.

"Das sind doch keine Schlechten"

Seit langem brodelten die Gerüchte: Barrie Kosky, der erfolgreiche Intendant der Komischen Oper Berlin, war im Gespräch, der britische Dirigent Antonio Pappano hätte sein Musikchef werden können. Beide sagten offenbar ab. Jetzt deutet alles auf Serge Dorny und Vladimir Jurowski als neuem Leitungsteam hin: Das Kunstministerium bestätigte "Gespräche" mit den Betroffenen und dementierte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ausdrücklich nicht. Toni Schmid, der "Talent-Scout" des Ministeriums, wird in der SZ mit dem Satz zitiert: "Ja, wir sind im Gespräch. Das sind doch keine Schlechten."

Dorny scheiterte an Dresden

Dorny gilt als experimentierfreudiger Intendant mit einem besonderen Faible für politisch engagiertes, auch rebellisches Regietheater und sieht sich selbst als Schüler des legendären Gerard Mortier (1943 - 2014), der es verstand, die Salzburger Festspiele und die Oper Paris aufzumischen. Dieser polarisierende Stil wurde Dorny in Dresden zum Verhängnis, wo er 2013 die Semperoper übernehmen sollte. Dort allerdings "regiert" Musikchef Christian Thielemann, der sich dem ehrgeizigen Dorny nicht unterordnen wollte und auch kein erklärter Freund von provokanten Inszenierungen ist. Trotz unterschriebenem Vertrag scheiterte Dorny, blieb in Lyon und ist seitdem auf der Suche nach einem großen Haus.

Starke Gefühle im Orchestergraben

Vladimir Jurowski begeisterte bereits als 25-jähriger als Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin, wo auch der in München umjubelte Kirill Petrenko seine Karriere voran brachte. Allerdings trat Jurowski gerade eben erst als Chef des Berliner Rundfunksinfonieorchesters (RSO) an, im September startete er mit einem Beethoven/Schönberg-Programm in seine erste Saison. Er gilt als teamfähig und hat dieselben Stärken wie Petrenko: Russische Emotionalität, seelenvolle Deutungen, gründliche Probenarbeit. Das Münchener Opernpublikum schätzt die starken Gefühle im Orchestergraben mehr als nüchtern-intellektuelle Interpretationen, für die Petrenkos umstrittener Vorgänger Kent Nagano stand. Insofern dürfte das Tandem Dorny/Jurowski mehrheitsfähig sein. Ob es die größte Leerstelle der noch laufenden Ära Bachler/Petrenko füllt, nämlich die weitgehend fehlende Barockoper wieder im Spielplan verankert, erscheint allerdings zweifelhaft.