"Im Westen nichts Neues" ist ein klarer Antikriegsfilm. Brutal, dreckig und vor allem eines: glaubhaft. Damit der Schrecken des Krieges und die Geschichten im Film so authentisch erzählt werden können, braucht es eine realistische Umgebung. Stoffe, Materialien und Requisiten müssen so aussehen, als entstammten sie direkt dem Jahr 1917, in dem der Film spielt.
Für all das ist die Bayerin Ernestine Hipper verantwortlich.
Ihren Job als Set Decorator hat sie so herausragend gemacht, dass sie dieses Jahr für den Oscar in der Kategorie "Bestes Szenenbild" nominiert ist.

Für einen Oscar für die Arbeit an "Im Westen nichts Neues" nominiert: Set-Designerin Ernestine Hipper
Eigentlich wollte sie den Film anfangs überhaupt nicht machen. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen Kriegsfilm mache. Niemals im Leben. Niemals", sagt Hipper dem BR. Christian M. Goldbeck, der Szenenbildner für den Film, überredete sie letztendlich. Zusammen mit ihm hauchte sie den Spielstätten leben ein. Er entwarf die Räume, sie befüllte sie. In der Kategorie sind sie zusammen nominiert. Aber nicht nur das, zusätzlich war Hipper auch beim Oscaranwärter "Tár" im Szenenbild beteiligt. Auch wenn sie dafür nicht nominiert ist.
Oscars 2023: Auch eine bayerische Professorin ist dabei
Für das Szenenbild in "Im Westen nichts Neues" ist noch eine weitere Bayerin maßgeblich verantwortlich. Die Professorin Waleska Defne Leifeld lehrt seit Mai 2021 an der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg und gestaltete als Konzeptzeichnerin den Look des Films mit. Sie ist nicht namentlich nominiert, entwarf aber etwa die Schützengräben und Schlachtfelder. Auch sie hatte schon für andere großen Produktionen wie "Das Parfum" oder "Der Vorleser" gearbeitet.
Beiden müssen sich in dieser Oscar-Nacht mit ihrem Film gegen starke Konkurrenten durchsetzen. Neben ihnen sind auch die Filme "Avatar", "Babylon", "Elvis" und "Die Fabelmans" für den Oscar in der Kategorie "Bestes Szenenbild" nominiert.
An "Im Westen nichts Neues" hat jedoch auch noch ein weiterer Bayer mitgewirkt. Benedict Hoermann aus Wasserburg am Inn stand als Assistant Director dem Regisseur Edward Berger zur Seite und unterstützte ihn.
Herausragende Kamera-Arbeit aus dem Allgäu
Die Hipper, Leifeld und Hoermann sind aber nicht die einzigen Bayern, die bei den Oscars mitmischen dürfen: Auch der Kameramann Benjamin Bernhard aus Scheidegg im Allgäu hat einem oscarnominierten Film seinen Stempel aufgedrückt.
Bernhard ist zwar selbst nicht namentlich nominiert, hat mit seiner Kameraarbeit den Film "All That Breathes" aber maßgeblich mitgestaltet. Der ist in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert. Regisseur Shaunak Sen erzählt darin die Geschichte von drei Männern aus Dheli, die ein Vogelkrankenhaus betreiben, in dem sie sich vor allem um die Greifvogelart der Schwarzmilane kümmern. Deren Lebensraum wird zunehmend durch die Umweltverschmutzung bedroht.
Schätzungsweise 400 Stunden Material hat das Team über mehrere Jahre hinweg für die letztendlich 93-Minütige Doku gedreht. Dass sie so viel Zeit hatten war gut, denn die Vögel ließen sich nur mit viel Geduld in der Auffangstation filmisch einfangen, wie Bernhard erzählt. "In Delhi herrscht leider eine sehr hohe Umweltverschmutzung, weshalb die Bedingungen schon sehr hart waren teilweise den Film zu drehen, es war ein großer Aufwand", sagte Bernhard dem BR.
Der Film hat bereits jetzt mehrere Preise gewonnen. So lief er auch auf den Filmfestivals Sundance und Cannes, wo er jeweils bereits den Preis als bester Dokumentarfilm abräumte. Bernhard konnte zuvor schon einmal fast Oscas-Luft schnuppern. Der Film "Aquarela" landete 2020 auf der Shortliste für die Oscars, auch hier war Bernhard als Kameramann beteiligt.
"All That Breathes" muss sich nun im Oscar-Rennen gegen "Fire of Love", "Navalny", "All the Beauty and the Bloodshed" und "A House Made of Splinters" durchsetzen.
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