Ein freiheitlicher Rechtsstaat ohne Kriege und materielle Not: Dafür setzten sich die "Omas gegen Rechts" ein - für die Generation ihrer Enkel.
Als die rechtspopulistische FPÖ 2017 in Österreich Teil einer Koalitionsregierung wird, gründen die pensionierte Pfarrerin Monika Salzer und die Journalistin Susanne Scholl die Initiative "Omas gegen Rechts". Deutsche "Omas" folgen im Januar 2018. Der losen, parteiübergreifenden Initiative, die sich in 70 deutschen Städten gründet, geht es um nicht weniger als den Erhalt der parlamentarischen Demokratie in einem gemeinsamen Europa.
"Omas gegen Rechts" sehen "bedrohliche Entwicklungen"
Die Initiative setzt sich für die gleichen Rechte aller in Deutschland lebenden Frauen, Männer und Kinder ein, will zum Erhalt der sozialen Standards beitragen, die von Eltern und Großeltern zum Teil bitter erkämpft wurden und fordert Respekt und Achtung gegenüber allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, unabhängig von Religion und ethnischer Zugehörigkeit. In ihren Grundsätzen heißt es: "Dabei müssen die bedrohlichen Entwicklungen wie Antisemitismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Faschismus erkannt, benannt und im Konkreten auch der politische Widerstand und die Bewusstseinsbildung organisiert werden."
Bei den Münchner "Omas gegen Rechts" bringt sich Uschi Welcher-Forche ein. Sie war Lehrerin, hat nach ihrer Pensionierung auf die Enkel aufgepasst, die dann auch irgendwann einmal selbständig wurden. Die 80-Jährige sagt: "Trotz meines Alters gehöre ich doch noch zur Gesellschaft, und ich will, soweit es mir möglich ist, aktiv dazu beitragen, etwas Vernünftiges aufzubauen."
Gegen das Klischee der strickenden und kuchenbackenden Großmutter
Ursula Meier-Credner stößt 2018 zu den Münchner "Omas". Auf einer Demonstration gegen den Einzug der AfD in den Bayerischen Landtag sieht sie ein Schild der Initiative. "Da hab ich mir gesagt, mit denen werde ich mich zusammentun. Das ist jetzt der Anfang von meinem Kampf gegen die AfD." Sie begeistert, dass die "Omas" gerade das Klischee von der strickenden und kuchenbackenden Großmutter, die gerne mal zu Besuch kommen darf, um ihren Kuchen abzuliefern, aufweichen. "Wir Omas sind in einem freiheitlichen Rechtsstaat aufgewachsen, haben keine Kriege erleiden müssen und keine materielle Not. Damit uns das auch in der Zukunft erhalten bleibt, kämpfe ich bei den Omas gegen Rechts."
Petra Kellner ist die jüngste Oma in der Gruppe und hat selbst keine Enkel. Sie sagt: "Dieses Engagement ist noch mal eine andere Dimension von Selbstwirksamkeit. Wir erreichen mehr Menschen. Wir kommen mit mehr Menschen in Kontakt, wir kriegen auch Feedback und das ist auch eine Erfahrung von Mut." Nicht alle würden die "Omas" mögen, sie müssten Kritik und Widerstand aushalten, aber sie würden auch als Vorbild wahrgenommen und andere motivieren, es ihnen gleichzutun. "Dieses 'Trau Dich mehr', das finde ich toll."
Enkel "sollen sich auf uns verlassen können"
Elisabeth Redler, selbst Großmutter von vier Jungs und einem Mädchen, betont, dass Oma-Sein in erster Linie eine Haltung wiedergibt. Die "Omas" gehören zur Brückengeneration zwischen der Generation, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, und eben den Enkeln, "die sich hoffentlich auf uns verlassen können."
Was die "Omas gegen Rechts" verbindet, sind ihre Lebensumstände. Die Erziehungsarbeit liegt hinter ihnen, wie ihr Berufsleben. Deshalb füllen sie die freie Zeit mit politischem Engagement, wollen ermutigen, sich vernetzen und Bedrohungen für die demokratische Gesellschaft aufzeigen. Übrigens heißen die "Omas gegen Rechts" ausdrücklich auch Opas, Kinder, Enkelkinder, Freunde und Freundinnen in ihren Reihen willkommen.
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