Bildrechte: ETA Hoffmann Theater Bamberg

"Der Normalverdiener" am ETA Hoffmann Theater in Bamberg

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

"Normalverdiener" am ETA Hoffmann Theater Bamberg uraufgeführt

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Mit den Folgen für das Bürgertum beschäftigt sich die österreichische Schriftstellerin Kathrin Röggla. Ihr Stück "Normalverdiener" ist gestern in Bamberg uraufgeführt worden.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Der "Normalverdiener" erzählt von dem superreichen Felsch, der seine alten Freunde in sein luxuriöses Wellnessressort nach Thailand einlädt. Alle haben es zu etwas gebracht und könnten eigentlich stolz sein auf ihre beruflichen Biografien als Arzt, Anwalt, Architekt, Selbstständige und Angestellte im öffentlichen Dienst. Konfrontiert mit dem Luxus wirken die "Normalverdiener" jedoch höchst verunsichert und hilflos.

An Wertschätzung verloren

Die österreichische Schriftstellerin Kathrin Röggla nimmt sich einem gesellschaftlichen Phänomen an, das sie seit Jahren beobachtet. So fühle sich etwa ein Arzt zunehmend seiner gesellschaftlichen Stellung beraubt. Die Ökonomie ist die bestimmende Kraft geworden, so die These.

"Der Arzt hatte ja früher einen gewissen Stand in der Gesellschaft. Aber plötzlich bemerkt er, er wird ausgebremst und nicht nur durch die Bürokratie sondern auch finanziell an den Rand gestellt. Er verliert an Wertschätzung. Auch der Beruf des Politikers hat extrem an Wertschätzung verloren." Kathrin Röggla, Autorin des Stücks 'Normalverdiener'

Ohnmächtige Normalverdiener

Auf der Bühne drehen sich die Gespräche zwischen den alten Freunden zwar die meiste Zeit um den superreichen Felsch. Tatsächlich taucht er aber nie auf der Bühne auf, genauso wenig wie der gescheiterte ehemalige Freund und Hartz-IV-Empfänger Johannes, der von Anfang an auf mysteriöse Weise verschwunden bleibt. Die "Normalverdiener" dagegen richten es sich in der Wellnessoase ein. Dass eine Leiche im Pool treibt, realisieren sie gar nicht so richtig. Und selbst als Flüchtlinge in Booten vor ihren Augen auf dem Meer kentern und ertrinken, bleiben sie handlungsunfähig.

Kathrin Röggla skizziert in ihrem Stück "Normalverdiener" die Auswirkungen der westlichen Ökonomisierung auf unsere Lebensverhältnisse. Die Szenen wirken unheimlich, manchmal komisch – vor allem aber spürt der Zuschauer die Ohnmacht der Figuren mit ihrem ständigen: "Man hätte vielleicht." Und am Ende bleibt es dann doch bei einem: "Kopf einziehen und durch!"