Man sieht die entrindeten Baumstämme, den Stangenwald, vor dem Eingang des Nawareums.
Bildrechte: Moritz Holfelder

Der Stangenwald am Eingang des Nawareums in Straubing

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Nawareum in Straubing: Ein Museum im Stangenwald

Mit dem Nawareum eröffnet in Straubing ein architektonisch spanendes Gebäude: Die Fassade des Mitmachmuseums prägen 79 Stämme aus Lärchenholz, ein Panoramaraum ermöglicht einen einzigartigen Blick über die Stadt. Was den Bau sonst noch auszeichnet.

Wie im Wald fühlt man sich draußen vor dem Nawareum – und das ist auch Absicht so: Rund um den Eingang und entlang der Fassade an der Südseite stehen 79 Baumstämme aus Lärchenholz, 11,50 Meter hoch, von Hand entrindet und in ihrer Oberfläche naturbelassen. Manche dicker, manche dünner. Manche gerade ausgerichtet, manche leicht schief. Thomas Eckert vom Regensburger Büro Dömges Architekten empfand zusammen mit seinem Team die Idee dieser fast schon skulpturalen Außengestaltung mit Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, für ein Nachhaltigkeitsmuseum als wichtig und richtig. "Bevor man in dieses Gebäude eintritt, war hier die Idee der Lichtung", sagt Thomas Eckert.

Lärchenstämme symbolisieren Baumallee

Die unregelmäßig in die Tiefe gestaffelten Lärchenstämme rund um den Vorplatz tragen die auskragende Dachkonstruktion und symbolisieren entlang der Stahl-Glas-Fassade eine Baumallee. Schade nur, dass jeder Stamm über dem Boden in einer ziemlich unsinnlichen Metallhülse sitzt, findet auch Architekt Thomas Eckert: "Das ist bautechnisch bedingt. Man muss eigentlich diese 25 Zentimeter Spritzschutz einhalten. Das sieht so ein bisschen komisch aus."

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Recycling-Kunst am Bau: Die gläserne "Welle" aus 900 Altglasflaschen von Tom Kristen empfängt als Blickfang im Foyer die Besucher des Nawareum.

Den Bau selbst, eine längliche rechteckige Kiste, hat das Staatliche Bauamt Passau vorgegeben. Es gab einen groben Erstentwurf, um entsprechende Fördergelder für den 20 Millionen Euro teuren Bau beantragen zu können. Erst danach wurde dann mit europaweiter Ausschreibung ein Büro für die weitere Planung gesucht und Dömges Architekten aus Regensburg bekamen den Zuschlag.

Passivhaus ohne fossile Energie

Thomas Eckert und sein Team konnten sich mit vielen guten Ideen und baulichen Einfällen noch einbringen. So entstand der Stangenwald rund um das Nawareum – oder auch die Vertikale im Haus, die von unten nach oben die Erdgeschichte und die Historie der Energienutzung durch den Menschen erzählt. Im Keller beginnt sie mit Papier-Dioramen einer steinzeitlichen Höhle, später folgen die konventionellen Heizungstechniken und die klassischen Energieformen – und schließlich geht es (das war dann die Idee der Architekten) noch hinauf in einen Panoramaraum, der nicht nur einen schönen Blick auf Straubing ermöglicht, sondern auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach erfahrbar macht. "Das ist ein Passivhaus", sagt Eckert. "Es verbraucht eigentlich keine fossile Energie." Das Haus spare gegenüber einem Gebäude, das mit fossiler Energie betrieben werden, 83 Tonnen CO2 pro Jahr.

Entsprechend sind mit wenig energetischem Aufwand, deshalb aber nicht uncharmant, die Innenräume gestaltet worden. Es wurde wenig verkleidet, die Leitungen sind zu sehen – und durch die Verwendung hochwertiger Materialien entsteht trotzdem nie der Eindruck eines sterilen Industriebaus.

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Eine der vielen Mitmachstationen: Hier der Wasserkreislauf unseres Planeten im von Kindern immer belagerten Modell

Während des Probebetriebs bei freiem Eintritt in den vergangenen Wochen konnte man es erleben: Das Nawareum ist für die Straubinger und vor allem für Familien samt Kindern ein neues willkommenes Ausflugsziel. Viele Mitmachstationen etwa zur Energieerzeugung oder zum Wasserkreislauf auf unserem Planeten wurden von Kindern belagert. Das neue Mitmachmuseum macht Spaß und vermittelt sehr anschaulich den nachhaltigen Umgang mit der Natur.

Das Nawareum in Straubing hat von Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr geöffnet.

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