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Jungs im Einsatz: Boybands forever

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Nasses T-Shirt, feuchte Augen: "Boybands forever" in München

Nasses T-Shirt, feuchte Augen: "Boybands forever" in München

Als die fünf Jungs unter die Dusche stiegen, gab es kein Halten mehr: Das Publikum war außer Rand und Band im Deutschen Theater. Thomas Hermanns gelang mit dem Konzert-Musical "Boybands forever" ein Volltreffer. Nachtkritik von Peter Jungblut.

Naja, die Jungs von "Caught in the act" waren als Ehrengäste gestern Abend zwar tatsächlich persönlich anwesend und standen am Ende auch kurz auf der Bühne, aber die Schreie der Fans waren zumindest beim Eintreffen der Stars doch noch sehr gedämpft: Kein Wunder, versammeln sich im Deutschen Theater doch normalerweise wirklich nicht die üblichen Fans von "Boybands", also Mädchen zwischen zehn und fünfzehn. Hier ist eher das reifere Publikum zuhause, jenseits der dreißig, also die, die den großen Boyband-Boom der neunziger Jahre miterlebt haben.


Enthusiasmus kennt kein Alter


Wie sich herausstellte, lassen sich diese Zuschauer gerne an damals erinnern: Eine so rasante Show, so viel Begeisterung, so ausdauernde stehende Ovationen, so einen emsigen Drang zum Mitsingen gibt es hier äußerst selten. Für den fernsehbekannten Thomas Hermanns, der die Idee zum diesem Boyband-Musical hatte, das Buch schrieb und auch noch die Regie übernahm (Choreographie mit wild-mitreißenden Moves: Marvin A. Smith), war es somit ein Riesenerfolg, der nicht ohne Weiteres absehbar war.


Für Enthusiasmus gibt es kein Alter, das geht durch die Jahre durch. Aber ich glaube, was man gesehen hat, war, dass diese Nummern, die man im Video gesehen hat, auch auf der Bühne eine unglaubliche Sogwirkung haben. Das funktioniert bei Abba und Michael Jackson, aber den Boybands traut man das nicht unbedingt zu. - Thomas Hermanns


Der Böse, der Niedliche, der Schwiegersohn


"Boybands forever" ist eine Mischung aus Konzert und Satire. Vor der Pause werden von Moderator Ole Lehmann ausgesprochen launig die bizarren Gesetze der Boybands vorgetragen: Man nehme fünf Jungs mit Astralkörpern und mache sie schon im ersten Musikvideo klitschnass. Dann werden die Augen des Publikums feucht. Und natürlich ist immer ein braver, ein niedlicher, ein herber und ein spaßiger Kerl dabei. Allein in London wurden 150 Darsteller gecastet.


Wenn man merkt, dass jede Band dieselben Typen drin hat, den Bösen, den Schwiegersohn und so, dann weiß man, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat, genau, welche Typen man beim Casting suchen muss. Das Problem ist nur: Man kann einzelne Leute casten, aber erst, wenn man sie nebeneinander stellt, weiß man, ob die Gruppe stimmt. Eine Boyband geht nur in einer Kombi, die funktionieren muss. - Thomas Hermanns


Schwule Jungs trällern Liebesduett


Ausgesprochen lässig wurde auf der Bühne übrigens das Thema Homosexualität abgehandelt: Zwei Jungs, die eine Liebesballade trällern und ein aasiger Manager, der einen Bewerber an der Stange tanzen lässt - all dass wäre in der wahren Boyband-Welt vermutlich undenkbar.


Also ich glaube, da muss man die Zeit nicht unterschätzen, in der wir leben. Wir haben die Ehe, wir haben die Heirat, da kann man auch auf der Bühne ganz offen sagen, was gesagt werden muss und was im Boyband-Kosmos immer eine Rolle gespielt hat. Die Macher waren oft schwul, einzelne Darsteller waren oft schwul. Das wird zum Teil ja auch ironisch behandelt, das gehört auf jeden Fall dazu. - Thomas Hermanns


"Wir spielen das ja nur"


Alle fünf Boys dieser fiktiven Band kommen übrigens aus den USA und Großbritannien und sind, wie es in dieser Branche gehört, um die zwanzig. Umso erstaunlicher, dass Josh Randall, Christopher Haul, Robbie Culley, David Lei Brandt und Hector Mitchell-Turner nicht nur singen und tanzen können, sondern ihre Rollen augenzwinkernd schauspielern, den ganzen Boyband-Zirkus also herrlich ironisieren.


Naja, sie sind ja im Musical trainiert, gerade die Londoner. Das heißt sie sind gewohnt, Rollen zu spielen. Aber das war wirklich lustig, dass die Menschen sie in der Show behandeln, als wären sie Stars und die Jungs sich sagen: Wir spielen das ja nur. - Thomas Hermanns


Noch bis 15. Oktober ist "Boybands forever" in München zu sehen - eine absolute Empfehlung für alle, die diese Musik mögen, und für alle anderen, die diese Musik mal so richtig schadenfroh genießen wollen. Danach geht´s für 28 Vorstellungen auf Tournee.