Irgendwie kann man ihn ja verstehen, den Theaterautor Wajdi Mouawad. Das Münchner Metropoltheater hatte sein Stück "Die Vögel" auf die Bühne gebracht – und kurz darauf war eine erregte Debatte entbrannt, ob nun das Stück selbst antisemitisch sei, dessen Inszenierung oder die Reaktionen des Münchner Publikums. Oder aber, ob der Antisemitismus-Vorwurf hier nicht eigentlich fehlgehe, schließlich hatten zuvor schon Theater in Israel und vielen anderen Ländern das Stück inszeniert – ohne jede Beanstandung.
"Bedauern diese Entwicklung zutiefst"
Der libanesisch-kanadische Theaterautor Wajdi Mouawad jedenfalls hat nun auf die Münchner Diskussion um die zwischenzeitlich abgesetzte Inszenierung reagiert: Er hat der sorgsam geplanten Wiederaufnahme am Metropoltheater so strikte Auflagen gemacht, dass man das Stück dort lieber ganz vom Spielplan nimmt – unter Protest. "Wir haben es für unbedingt nötig erachtet, unsere Aufführung wieder zu spielen", sagt Theaterleiter Jochen Schölch, "deshalb bedauern wir diese Entwicklung zutiefst."
Er berichtet von einem Brief, den Mouawads Agentur nun verschickt habe. Darin heißt es laut Schölch, dass aufgrund der Ausnahmesituation in München jede noch so kleine Text-Kürzung oder -Anpassung nun verboten ist. "Die Vögel" müssen exakt so gespielt werden wie von Mouawad geschrieben, eine im Theaterbetrieb sehr ungewöhnliche Auflage – damit das Stück "durch ungerechtfertigte Antisemitismusvorwürfe und eine aufgeheizte Debatte in München nicht weiter beschädigt wird".
"Aufgeheizte Debatte in München"
Geht aber nicht, sagt Schölch – und irgendwie kann man auch ihn hier verstehen: "Wir haben seit vier Monaten stets alles versucht, unsere Produktion wieder zeigen zu können." Man sehe sich unter diesen Umständen gezwungen, die Produktion vom Spielplan zu nehmen. Die für den 26. März angesetzte Wiederaufnahme und alle weiteren Vorstellungen sind damit abgeblasen.
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