Die kirchliche Trauung von Christian Lindner und Franka Lehfeldt sorgt auch nach mehr als zwei Wochen für Gesprächsstoff: "Wenn jemand nicht Mitglied der Kirche ist, dann heiratet er auf dem Standesamt. Und wenn er darüber hinaus ein bisschen Brimborium und Ritual will, dann gibt es freie Trauungen", sagt der Kolumnist und Katholik Heribert Prantl im Gespräch mit dem BR über die Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Dieser ließ sich am 9. Juli auf Sylt evangelisch trauen, obwohl er und seine Frau aus der Kirche ausgetreten sind.
Prantl: Für "rollenmäßige Show" bei Kirche "am falschen Platz"
In Richtung Kirche äußerte Prantl den Verdacht, "dass hier für einen Wichtigen, für einen Prominenten ein Sonderangebot gemacht worden ist". Die Kirche böte aber keine Service-Dienstleistung, sondern bei ihr gehe es um den Glauben. "Und da findet kein kommerzieller Austausch statt". Für "eine rollenmäßige Show" sei man bei der Kirche "am falschen Platz".
Ähnlich äußerte sich zuvor die evangelische Theologin Margot Käßmann. "Weshalb wünschen zwei Menschen eine kirchliche Trauung, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen verstehen?", fragte Käßmann in der "Bild am Sonntag". Hier sei es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse gegangen.
Unterschied zwischen kirchlichen Hochzeiten und Bestattungen
Eine Kulisse, die die Kirchen Prantl zufolge bei Hochzeiten nicht bieten sollten für jemanden, "der ansonsten mit der Kirche nichts am Hut hat". Anders sei das etwa bei Beerdigungen. "Von Toten ist - anders als bei einer Trauung - kein Versprechen und kein Jawort gefragt", so Prantl im BR.
Bei einer kirchlichen Bestattung gehe es darum, "dass auf Wunsch der Familie ein geliebter Verstorbener mit christlicher Hoffnung, Gebet und Segen auf den letzten Weg gebracht wird." Dabei spiele der Trost für die Angehörigen eine Rolle. "Und diese Tröstung ist wichtig".
Lindner: "Segen war mir wichtig"
Lindner selbst beteuerte indessen gegenüber dem evangelischen Magazin "chrismon": "Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist." Entsprechend sei es ihm wichtig gewesen, den Segen zu empfangen.
Auch der evangelische Bischof von Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, hatte die kirchliche Trauung verteidigt. Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Mitglied sein soll. Ausnahmen lägen jedoch im Ermessen des Seelsorgers.
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