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Christian Burchard

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Musikalischer Weltenwanderer: Christian Burchard ist tot

Musikalischer Weltenwanderer: Christian Burchard ist tot

Multi-Instrumentalist, Wanderer zwischen den Genres, passionierter Reisender: Christian Borchard gründete 1969 die Band Embryo, mit der er zu einem Pionier der Weltmusik wurde. Nun ist der Musiker im Alter von 71 Jahren gestorben. Von Bernhard Jugel

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Christian Burchard konnte einen nicht nur auf Arabisch und Japanisch, sondern in einem Dutzend weiterer Sprachen begrüßen und verabschieden. Das Reisen war seine Passion, aber nicht alleine, sondern mit Band – und nicht nur der Auftritte in anderen Ländern wegen, sondern um dort lokale Musiker zu treffen, mit ihnen zu spielen, von ihnen zu lernen. Christian Burchard war ein musikalischer Tausendsassa, ein Wanderer zwischen den Genres, ein Multi-Instrumentalist.

Die Droge Neugier

Gelernt hatte er Posaune, Klavier und Vibraphon und in den 1960ern spielte er zunächst Jazz. Als er 1969 die Band Embryo gründete, wechselte er ans Schlagzeug. Dass Embryo von einer Krautrock- und Jazzrockband zu Pionieren der Weltmusik wurde, hing auch mit Christian Burchards unersättlicher Neugier zusammen. Eine Marokkoreise war ein erstes Schlüsselerlebnis. "Ich wollte einfach mal rausfinden, wie, nach welchen Gesetzen spielen die da unten und bin in eine marokkanische Band eingestiegen. Die haben ja nicht nur zwölf Töne, sondern diese Vierteltöne, genaue Gesetzmäßigkeiten usw. Wenn man das einmal anfängt, das ist wie eine Droge, wie eine Sucht. Und irgendwie erweitert es ja auch den Horizont."

Mit dem Bus nach Afghanistan

Diese Erweiterung des Horizonts wollte Christian Burchard nicht mehr missen. Immer wieder organisierte er mit Embryo Reisen ins Ausland – nach Afrika, nach Südamerika, nach Asien. Am längsten war die Band 1978 und -79 unterwegs. Neun Monate von München aus mit Bussen nach Afghanistan, Pakistan und Indien – und zurück. Dokumentiert wurde das Unternehmen in dem Film "Vagabundenkarawane" und auf dem Doppelalbum "Embryo’s Reise". Noch Jahre später schwärmte Christian Burchard, übrigens auch ein großer Geschichtenerzähler, vom Besuch der Embryo-Musiker bei Radio Kabul: "Da war so ein großer Raum, da saßen lauter Musiker im Kreis. In der Mitte war ein Mikrofon. Da haben wir gesagt: Was machen die Musiker da? Ja, wenn der Nachrichtensprecher fertig ist, fangen die an zu spielen, live. Und der Nachrichtensprecher hat 'Auf Wiedersehen' gesagt und den Arm gehoben - da fingen die an zu spielen."

Komponist, Instrumentalist, Organisator

Die stete Erweiterung des Horizonts hatte allerdings ihren Preis. Nicht alle Musiker wollten so oft und so lange unterwegs sein wie Christian Burchard. Die Band mutierte zu einem Kollektiv mit häufig wechselnder Besetzung und vielen Gästen. Über 400 Musiker und Musikerinnen haben bis heute bei Embryo gespielt. Christian Burchard war als einziger immer dabei, war Ideengeber, Organisator, Komponist, Instrumentalist. Zuletzt häufig auf der Santur, dem persischen Hackbrett, mit dem er Vierteltöne spielen konnte. Auf dem Weg nach Marokko erlitt Burchard 2016 in Spanien einen Schlaganfall. Seitdem konnte er nicht mehr auftreten. Embryo gibt es allerdings weiterhin, unter der Leitung seiner Tochter Marja. An den Folgen des Schlaganfalls ist Christian Burchard am Mittwochnachmittag gestorben. Er wurde 71 Jahre alt.