"Vögel", das Nahostfamiliendrama des libanesisch-kanadischen Autors Wajdi Mouawad wird vom 26. März an wieder im Metropoltheater in München, Freimann, gezeigt. Nach den Antisemitismus-Vorwürfen des Jüdischen Studierendenverbands und der RIAS Bayern hatte Intendant und Regisseur Jochen Schölch das Stück abgesetzt. Inzwischen haben die Theatermacher vom Metropol einige Textstellen verändert – etwa das Wort "Gaskammer" gestrichen – und die Inszenierung mit einem Rahmenprogramm versehen.
Intendant: Debatte wird in die "zweite Runde" gehen
Insgesamt zwölf Vorstellungstermine von "Vögel" sind von Ende März bis Ende April wieder angesetzt. Intendant Schölch geht davon aus, dass die Auseinandersetzung damit in die "zweite Runde" gehe, wie er in der "Süddeutschen Zeitung" sagte. Dennoch steht für ihn fest: "Das Stück nicht mehr zu spielen, wäre viel schlimmer. Der Schaden für die Stadt, auch für die Demokratie, wäre viel größer."
Bereits im Vorfeld der Wiederaufnahme des Stücks äußerte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), in der "Süddeutschen Zeitung" Bedenken: "Die ursprünglichen Probleme rund um das Stück sind erkennbar noch nicht vollständig ausgeräumt", erklärte sie. Abwägungen rund um Fragen der Kunstfreiheit seien "nie einfach – aber bei Inhalten, die verletzen oder beleidigen, ist eine Grenze überschritten". Sie setze jetzt auf die begleitenden Veranstaltungen.
Das Rahmenprogramm zum Stück
Als Begleitprogramm geplant sind etwa eine Podiumsdiskussion mit der Literaturwissenschaftlerin Stella Leda und Meron Mendel, dem Professor für Soziale Arbeit und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank am 22. April. Am 23. April wird das Buch des Juristen und SZ-Autors Ronen Steinke: "Terror gegen Juden - Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt" vorgestellt.
Mendel hatte gegen Ende des vergangenen Jahres die Meinung geäußert, dass man "mündigen Zuschauern" zumuten können müsse, wenn ein Stück nicht ein "ausgewogenes Bild Israels zeige" – sozusagen mit gleichvielen jüdischen wie arabischen Sympathieträgern bei den Figuren des Stücks. Es sei auch immer klar zu unterscheiden, was einzelne Figuren verlauten lassen und welche Intention das Stück im Ganzen verfolge.

Szene aus der Inszenierung der "Vögel" am Münchner Metropoltheater im November 2022 (ab März 2023 ist das Stück anders besetzt)
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