Die österreichischen Musikkabarettisten Pizzera & Jaus beim Gesang auf der Bühne
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"Einfach nur wir zwei": Die Austropopper- und Musikkabarettisten Pizzera & Jaus

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Mehr Austro-Schmäh als Cabaret: Das Duo Pizzera & Jaus

Der Steirer Paul Pizzera, der Wiener Otto Jaus: Zusammen sind sie das Austropop- und Kabarettduo Pizzera & Jaus. Als Musiker haben sie die Charts gestürmt, ihre Fans lieben die Songs. Politsatire gibt's darum heute vor allem in ihren Liedern.

Es ist schon zum Stein erweichen, wie Pizzera und Jaus von einem singen, der mit seiner Liebe Berge versetzen wollen, um am Ende doch nur in ein tiefes Tal der Tränen zu stürzen. "Jedermann" heißt der Song, der das Duo 2016 schlagartig bekannt gemacht hat. 40 Wochen auf Platz eins der Singlecharts in Österreich, Auszeichnung bei den Amadeus Awards als Song des Jahres. Sechs Jahre später grüßen die beiden Chart-Stürmer zum Interview per Video-Telefonat vom Gipfel: "Mir san am Dachstein oben, auf 1300 Meter. Auf der Schnepfenalm, wenn'stas genau wissen willst. Wenn'stas seng mogst."

Schwenk über die Alpenidylle

Paul Pizzera schwenkt mit der Handy-Kamera auf die Bergkulisse. Alpenidylle, wie sie klischeehafter kaum sein könnte. Gerade so wie die Trachtenwesten, die er und Otto Jaus tragen. Als würden sie gleich eine Hüttengaudi anzetteln. Tatsächlich geben die beiden hier droben ein exklusives Alm-Konzert für ein paar dutzend Fans, die Karten gewinnen konnten. Und zur Spaßfraktion gehören sie auch.

Die Lieder von Pizzera & Jaus sind der Beleg dafür, dass es vom Musikkabarett zum Austropop in Österreich nur ein kurzer Weg ist. Verbindendes Element: der Wiener Schmäh. "Es ist auf jeden Fall ein gemeinsamer Nenner. Aber das Lustige ist, wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute eigentlich gar nicht so wahnsinnig darauf erpicht sind, dass wir mal lustige Sachen gemacht haben, sondern die wollen einfach nur die Lieder hören", sagt Pizzera und Jaus stimmt zu: "Ja, wir haben wirklich binnen von zwei Konzerten einen ganzen Kabarett-Ausschnitt rausnehmen müssen und einfach durch Lieder ersetzen müssen, weil das viel mehr gefahren ist, als wenn wir Kabarett gespielt haben."

Politkritik im Mainstream-Sound

Dazu muss man wissen, dass der Steirer Paul Pizzera und der Wiener Otto Jaus ursprünglich als Solokabarettisten tourten, ehe sie sich auf einer langen Nacht des Kabaretts kennenlernten und mit gemeinsamen Songs und Videos auf YouTube erste Erfolge feierten. Kabarett-Dialoge gibt es inzwischen nur noch in Restbeständen auf ihren Konzerten. Auf Politsatire verzichten Pizzera & Jaus gleichwohl nicht. Sie packen sie einfach verstärkt in Musik. Inseraten-Affäre, Ibiza-Affäre – die österreichische Politik war in den letzten Jahren mal wieder ein dankbares Betätigungsfeld.

"Aber wir wären auf jeden Fall dankbarer, wenn uns die Staatsoberhäupter weniger Material lieferten. Es gibt auch so genug Sachen, über die man lachen kann, muss nicht immer über die korrupten Schädel sein. Es wäre schon cool, wenn man wieder über die eigene Dummheit lachen kann, nicht die Dummheit eines Landes."

Rechtes Vorbild heißt dieses Lied über den früheren FPÖ-Vizekanzler Heinz Christian Strache, der über die Ibiza-Affäre gestürzt ist. Dass sich der Rechtspopulismus, der auch in Österreich alles andere als eine Randerscheinung ist, damit erledigt hätte, lässt sich allerdings nicht sagen. Umso schlauer der Schachzug von Pizzera & Jaus, ihre Kritik in mainstreamtauglichen Sound zu kleiden, um sie an ein breites Publikum zu bringen. Denn natürlich spielen sie nicht nur vor handverlesener Zuhörerschaft auf Almhütten, sondern füllen längst große Hallen und Festivalzelte.

"Einfach nur wir zwei"

"Wir sind halt wirklich zu zweit auf der Bühne. Wir meistern zwei Stunden lang nur zu zweit, einfach nur wir zwei mit unseren Instrumenten, Stimmen und fertig", klärt Jaus auf. Und Pizzera ergänzt: "Wenn man Live-Musik haben will, ohne Pitch-Correction, ohne eingespieltes Intro, das vom Tontechniker kommt. Du kriegst bei uns das, was Du willst."

Ehrliche Auftritte sozusagen, ohne Teilplayback. Bereits zwei Mal wurden Pizzera & Jaus dafür in Österreich als Live-Act des Jahres ausgezeichnet. Binnen kürzester Zeit haben sie es ziemlich hoch hinaus geschafft, dorthin, wo die Luft dünn wird, dazu Paul Pizzera: "Wenn man weiß, dass man trotz eines gewissen Erfolges in unseren Breitengraden im Hinterkopf behält, dass man in ziemlich austauschbarer, verzichtbarer Pfurz in der Landschaft ist, ist das nie ein Fehler. Klar möchte man immer an Erfolge anschließen und wieder einen Nummer-Eins-Hit. Klar will man das, das ist ja logisch. Die Eitelkeit und das Ego, die versiegen ja nicht. Aber die Dankbarkeit, dass man den Erfolg halten kann, sollte auf alle Fälle größer sein, als der Zwang, dass man ihn immer wieder übertrifft."

Pizzera & Jaus sind am 11. und 12. Juli in München zu sehen, am 14. Juli in Pöcking, am 6. August in Eching und am 7. August in Burghausen.

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