Die Kunsthalle Schweinfurt widmet Hans Platschek eine Retrospektive. Der in Berlin geborene Künstler wäre am 12. März 100 Jahre alt geworden. Die Ausstellung zeigt aber nicht nur Werke all seiner Schaffensphasen, sondern setzt seine Bilder auch in Kontext zu zeitgenössischen Künstlerfreunden und würdigt seine Arbeit als Kunstkritiker. Am Freitag wird die Ausstellung eröffnet, zu sehen ist sie bis zum 11. Juni.
Künstler mit bewegtem Lebenslauf
"Höllenstürze, Hahnenkämpfe, Nette Abende" heißt die Retrospektive von Hans Platschek, die in Schweinfurt gezeigt wird. Eine Anspielung auf seinen bewegten Lebenslauf. 1923 in Berlin geboren, muss er als Jude ins Exil nach Uruguay und kommt Mitte der Fünfziger wieder zurück nach Europa, wo er in der Nachkriegszeit als Vertreter der informellen Malerei erfolgreich ist. Eine Stilrichtung, die man auch als abstrakte Kunst bezeichnet. Später wechselt er zum figürlichen Malen, siedelt nach London über und von da aus nach Hamburg.
Bilder von Platschek und seinen Freunden
Gezeigt werden seine wichtigsten Werke in chronologischer Abfolge. Frühe Bilder aus Montevideo, abstrakte Bilder aus den Sechzigern bis zu Bildern des realistischen Satirismus, die er in Anlehnung an die Arbeit von Schriftstellerin Gisela Elsner geschaffen hat, seiner späteren Ehefrau. Eingebettet ist sein Lebenswerk in Bilder von befreundeten Künstlern. Seine Bilder sind Leihgaben der Stiftung van de Loo in München und der Hans-Platschek-Stiftung aus Hamburg. Beide Stiftungen haben einen umfangreichen Bestand, so konnte die beiden Kuratoren aus dem Vollen schöpfen.
Künstler und Kunstkritiker
Platschek war ein sehr kommunikativer Künstler, der oft im Atelier seiner Künstlerfreunde saß und mit ihnen diskutiert hat. Gleichzeitig war er aber auch ein scharfzüngiger Kritiker seiner Kollegen, hat seine eigene Zeitschrift "Blätter und Bilder" herausgegeben oder für große Tageszeitungen wie Die Zeit oder die SZ geschrieben. Der Bezug zu seinen Zeitgenossen und der direkte Vergleich mit den Werken seiner Freunde ist auch das Spannende an der Ausstellung, so die beiden KuratorInnen Selima Niggl und Claus Mewes.
Keine Angst vor großen Namen
Platschek hatte in seiner Kritik nie Angst vor großen Namen oder Konfrontation. Er kritisierte auch Künstler wie Joseph Beuys oder Andy Warhol und äußerte sich über anerkannte Kunsthistoriker wie Werner Haftmann oder Eduard Trier. Einige seiner Texte sind im 280 Seiten starken Ausstellungskatalog abgedruckt. Allerdings bekam er natürlich immer wieder die Reaktionen auf seine Kritiken als Künstler zu spüren. Mehrere Museumsdirektoren verbannten seine Bilder aus ihren Häusern, Kritiker-Kollegen zerrissen seine Kunst mit derben Worten.
Verbindung zu Schweinfurt
In Schweinfurt werden die Bilder von Hans Platschek aus alter Verbundenheit gezeigt. Schon vor 20 Jahren hab es eine kleinere Werkschau des Künstlers. Die Verantwortlichen der Kunsthalle sehen den vielseitigen Künstler aber auch als Bindeglied ihrer eigenen umfangreichen Sammlung, die zum einen Werke der informellen Kunst, aber auch neofigurative Bilder beinhaltet. Deshalb passe der vielseitige Künstler wie die Faust aufs Auge, so Julia Weimar von der Kunsthalle Schweinfurt.

Die Ausstellungsmacher vor Hans Platscheks Bild "Höllensturz" (1962)
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