Es war Kazuo Ishiguros dritter Roman, der ihn zu einem Namen in der Literatur und zu einem Bestseller-Autor machte: "Was vom Tage übrig blieb" (1989), die melancholisch-bittere Geschichte vom Leben eines Butlers in der Vor- und Nachkriegszeit. Auch in "Auch in "Als wir Waisen waren" (2000) führt Ishiguro in ein historisches Setting, ins England und China die 30er-Jahre.
Einfühlsame Prosa
Kazuo Ishiguro, geboren 1954 in Nagasaki und als Sechsjähriger mit seiner Familie nach Großbritannien gekommen, schreibt einfühlsam und psychologisch genau. Die ganz großen Themen packen seine Romane an Einzelschicksalen an: Einsamkeit und gesellschaftliche Zwänge, individuelle Identität und Familienverstrickungen.
"Kazuo Ishiguro hat in Romanen von großer emotionaler Kraft den Abgrund unter unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt bloßgelegt." Begründung der Schwedischen Akademie
Existenzielle Verlassenheit des Menschen
Einige Romane Ishiguros sind verfilmt worden, darunter auch "Alles, was wir geben mussten" (2005), die Dystopie über ein Internat, in dem Kinder als Ersatzteillager benutzt werden. Darin ist eines der wichtigen Motive in Ishiguros Werk, die existenzielle Verlassenheit des Menschen, in ein düsteres Zukunftsszenario übersetzt.
Keine Experimente
Mit Kazuo Ishiguro zeichnet die Schwedische Akademie einen Autor aus, der bei Publikum und Kritik gleichermaßen angesehen ist. Vielleicht ist das auch eine Reaktion auf die vielen Debatten nach der Preisvergabe des vergangenen Jahres an Bob Dylan. Im Vorfeld der Preisvergabe war Ishiguro nicht unter den Favoriten genannt worden, als aussichtsreiche Kandidaten galten die Kanadierin Margaret Atwood, der Japaner Haruki Murakami und der Kenianer Ngũgĩ wa Thiong’o.