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Schriftsteller Salman Rushdie

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Literatur als Gegengift

Auf dem Literaturfest München sprach Salman Rushdie über seinen Roman „Golden House“ und Literatur als Gegengift zu Fake News. Von Cornelia Zetzsche

„Ich wollte ein soziales Porträt der letzten zehn Jahre schreiben, was geht in den Köpfen der Menschen vor, wie ist die gelebte Realität des Landes in diesem Jahrzehnt.“ (Rushdie)

Salman Rushdie wollte einen Gesellschaftsroman schreiben, über die Jahre, in denen Obama Präsident war. Dann begann Trumps Wahlkampagne, und noch bevor er Präsident wurde, war er eine von Rushdies Romanfiguren.

Riss durch Amerikas Herz

„Es geht weniger um Trump. Ich sehe ihn eher als Folge denn Ursache. Die Ursache ist der Riß durch das Herz Amerikas, diese unglaublich gespaltene Gesellschaft, in der die eine Seite die Realität der anderen nicht mal hört.“ (Rushdie)

Diesen Riss, sagte Rushdie auf dem Literaturfest München, hätte es auch ohne Trump gegeben, aber mit ihm und den Sozialen Netzwerken habe sich die Lage verschärft.

Joker im Golden House

„Die Figur, die Trump im Roman repräsentiert, sehe ich als üble Kreatur, die an den Rändern der Geschichte tanzt. Das Wort Trump taucht nicht auf, das wollte ich nicht.“ (Rushdie)

Im neuen Roman „Golden House“, einer funkelnden Familien-Saga schwerreicher indischer Migranten in New York, läßt Rushdie einen Filmstudenten genau davon erzählen. Von dem Riß, dem Schock, der Lähmung in Amerika. In brillanten feuerwerksartigen Passagen macht Rushdie Trump zum Joker, zum Schurken mit den grünen Haaren aus Gotham City.

„Es mag befremdlich sein, aber in Zeiten wie diesen, kann Fiktion, die zu Lesern spricht, die Idee von Wahrheit wiederherstellen, die jetzt so beschädigt ist.“ (Rushdie)

Salman Rushdie: „Golden House“, Übersetzung: Sabine Herting, Bertelsmann 25 Euro