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Thomas Bernhard: "Städtebeschimpfungen"

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Bernhard gegen Bayern: gesammelte Städtebeschimpfungen

Bernhard gegen Bayern: gesammelte Städtebeschimpfungen

Thomas Bernhard ließ kein gutes Haar an Augsburg, Würzburg oder München. Der Skandalautor meuterte allerdings gegen alle ihm bekannten Städte. Jetzt gibt es seine Beschimpfungen zu lesen und zu hören. Von Kirsten Böttcher

Über dieses Thema berichtet: radioTexte am .

Misanthrop und Skandalautor, vielfach preisgekrönter Dramatiker und Klassiker der Weltliteratur: Das alles und mehr umfasst das österreichische Phänomen Thomas Bernhard. Noch 29 Jahre nach seinem Tod am 12. Februar 1989 inspiriert der "Nestbeschmutzer" die Hoch- und Popkultur: Schriftstellerkollegen wie Andreas Maier oder Thomas Mulitzer, Theatermacher wie Oliver Reese, der neue Intendant des Berliner Ensembles, Musiker, wie die Band Tocotronic oder auch die Comicwelt, wie es beispielsweise Nicolas Mahler bewiesen hat.

Gesammelte Städte-Attacken aus Briefen, Theaterstücken und Romanen

Bernhard-Kenner Raimund Fellinger präsentiert mit seinem Buch "Städtebeschimpfungen" neue Inspirationsquellen für jeden Interessierten, der die Beziehungen zwischen Bernhard'scher Kunst und ihren unmittelbaren Folgen exemplarisch vorgeführt bekommen mag. Raimund Fellinger hat alle ortsbezogenen Attacken aus Briefen, Theaterstücken, Autobiografischem und Romanen gesammelt und dazu das jeweilige öffentliche Nachspiel aufbereitet: Gegenreaktionen von Medien, aufgebrachten Bürgern oder Bügermeistern, Beschwerdebriefe an den Verlag.

Der Fall Augsburg

Wie im Falle Augsburg 1974: Als Thomas Bernhard die Brecht-Stadt als "Lechkloake" beleidigte, schaltete sich Bernhards Lektor Siegfried Unseld ein, um die empörten Augsburger zu besänftigen. Wenig später stellte sich der "Skandalautor" der Augsburger Presse und entschärfte sein Urteil im Interview: Er habe den Namen der Stadt eigentlich nur aus rhythmischen Gründen in seinem Theaterstück "Die Macht der Gewohnheit" verwendet, es hätte auch jede andere Stadt treffen können. Herausgeber Raimund Fellinger erscheint diese Erklärung wenig glaubwürdig. Möglicherweise hat der Autor das Bernhard-Bashing gar friedlich beenden wollen. 

"Morgen in Augsburg …
Gibt es denn in Augsburg überhaupt einen Arzt einen Rheumaspezialisten in diesem muffigen verabscheuungswürdigen Nest
In dieser Lechkloake..."
Aus dem Theaterstück: Die Macht der Gewohnheit

Das von Raimund Fellinger herausgegebene Buch "Städtebeschimfpungen" ist bei Suhrkamp erschienen. Das gleichnamige Hörbuch, koproduziert von Bayern 2, erscheint am 12. März im Hörverlag.