"Geächtet" am Landestheater Coburg

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Geächtet: Kampf der Kulturen als Kammerspiel

Wie weit müssen sich Einwanderer anpassen? Und wie tief sind Vorurteile und latenter Rassismus im intellektuellen Amerika verankert? Mit dem Schauspiel "Geächtet" serviert das Landestheater Coburg anspruchsvolle Kost.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Stück des US-amerikanischen Autors und Schauspielers Ayad Akhtar vereint drei Weltreligionen auf der Bühne: Islam, Christentum und Judentum, dargestellt durch verschiedene Figuren. Da ist einmal Amir Kapoor, muslimisches Kind pakistanischer Einwanderer, das es ganz nach oben geschafft hat und in einer angesehenen jüdischen Anwaltskanzlei in New York arbeitet. Seine Frau Emily ist eine protestantische weiße Amerikanerin, die kurz vor ihrem Durchbruch als Malerin steht. Ihre Kunst hat das Interesse von Isaac, einem jüdischen Kurator geweckt. Dessen Frau Jory ist Afroamerikanerin und Arbeitskollegin von Amir.

Abendessen läuft aus dem Ruder

Ein gemeinsames Abendessen der beiden Paare läuft völlig aus dem Ruder. Amir Kapoor und seine Frau geraten in Streit. In der sich zuspitzenden Auseinandersetzung kommt Amir auch in Konflikt mit sich selbst. Frederik Leberle verkörpert den aufbrausenden Charakter am Landestheater Coburg eindrucksvoll. "Er ist ein Charakter, den man nicht mag. Aber wenn die Zuschauer genauer schauen, sehen sie: Der hat keine andere Chance, der sitzt zwischen den Stühlen, die eigenen Leute sagen: Du bist ein Verräter, der auf der westlichen Seite arbeitet, der Westen sagt: Du bist Muslim, Du bist verkappter Terrorist, und er kommt aus diesem Schubladendenken nicht raus“, sagt Leberle.

"Man kann sich dem nicht entziehen"

Um die Zuschauer in die Konflikte und Vorurteile der Hauptpersonen direkt einzubinden, platziert sie Regisseur Andreas Nathusius unmittelbar um die rotierende Drehbühne des großen Hauses herum. Ähnlich wie in einer Arena beobachtet das Publikum die streitenden Figuren und kommt ihnen dabei ganz nah, sagt Matthias Straub, Schauspieldirektor des Landestheaters Coburg. "Das Publikum wird direkt abgeholt durch diese Nähe. Man wird betroffen und kann sich dem nicht entziehen", so Straub.

Kammerspiel geht unter die Haut

In Kombination mit teils pointierten Dialogen und dank herausragender schauspielerische Leistung wird „Geächtet“ am Landestheater Coburg so zu einem Kammerspiel, das unter die Haut geht. Premiere ist am Samstag (07.04.18) um 19.30 Uhr. Bis Juli steht das Schauspiel noch neun weitere Male auf dem Programm.