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Künstler-Absagen: Debatte um Israelkritik auf der Ruhrtriennale

Künstler-Absagen: Debatte um Israelkritik auf der Ruhrtriennale

Hin und Her bei der Ruhrtriennale: Erst lud das Festival die schottische Band "Young Fathers" ein, dann wegen deren Israelkritik aus und wieder ein. Angeblich, weil andere Künstler absagten. Die Empörung ist groß, das Chaos auch. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Der Umgang mit der israelkritischen „BDS-Bewegung“ (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) auf der Ruhrtriennale sorgt weiter für heftige Debatten. Intendantin Stefanie Carp muss sich ungeschicktes Taktieren vorwerfen lassen. Sie hatte die schottische Hiphop-Band „Young Fathers“ eingeladen, wohl wissend, dass sich die drei Sänger aus Edinburgh und Liberia ausgesprochen israelkritisch geäußert haben. Gleichwohl hielt Carp die Band nicht für „antisemitisch“. Dennoch lud Carp die „Young Fathers“ wieder aus, nach eigener Aussage auf „Druck sozialer Medien“ und um Schaden von der Ruhrtriennale abzuwenden. Nach einer kurzen Bedenkzeit korrigierte Carp abermals ihre Entscheidung und lud die Band wieder ein, die aber kurz darauf mitteilte, nicht an die Ruhr zu kommen.

Ich möchte nicht Teil einer Kampagne und schon gar nicht Geisel einer Kampagne sein. - Stefanie Carp

Jetzt begründete Carp ihren Wankelmut in der "Rheinischen Post" mit dem Hinweis, nach der Ausladung hätten weitere „wesentliche internationale Künstler“ abgesagt. Namen nannte sie nicht. Der Musiker Brian Eno und der Regisseur Ken Loach, beide seit langem BDS-Aktivisten, hatten die Ruhrtriennale öffentlich für das Hin und Her kritisiert und einen Boykott des Festivals angeregt. Musiker wie Tony Eile, Mazen Kerbaj, Hassan Khan, Sharif Sehnaoui und Raed Yassin zeigten sich solidarisch.

Entscheidungschaos wird bleiben

Jüdische Verbände, aber auch die nordrhein-westfälische Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hatten Stefanie Carp dafür kritisiert, die „Young Fathers“ wieder eingeladen zu haben. Der israelische Autor David Grossman dagegen hatte angeregt, die Chance, dass die Schotten nach Bochum kommen, zur Diskussion mit den Musikern zu nutzen. Nach jetzigem Stand wird es gleichwohl kein Konzert der „Young Fathers“ geben, weil diese – angeblich aus „Termingründen“ – ungeachtet der neuerlichen Einladung nicht zur Ruhrtriennale kommen werden. In der regionalen Presse wird über „BDS“ mittlerweile heftig debattiert und die Frage gestellt, ob die Bewegung tatsächlich „nur“ israelkritisch ist oder nicht doch unterschwellig Antisemitismus propagiert. Wie auch immer: Intendantin Stefanie Carp hat sich zu ihrem Start bei der Ruhrtriennale äußerst ungeschickt verhalten und wird in den kommenden drei Jahren ihrer Intendanz wohl immer wieder an dieses Entscheidungschaos erinnert werden.