Dichter, Schriftsteller, am 16.10.2015 auf der Frankfurter Buchmesse 2015.
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"Wir können unseren Widerstand nicht aufgeben, weil wir sonst vernichtet werden", schreibt der Autor Serhij Zhadan.

    Künftiger Friedenspreisträger Zhadan: Ukraine droht Vernichtung

    Der ukrainische Autor und künftige Friedenspreisträger Serhij Zhadan warnt in einem "Zeit"-Artikel vor einer Vernichtung der Ukraine, falls die Ukrainer ihren Widerstand aufgeben würden. Er kritisiert einen "falsch verstandenen Pazifismus".

    Serhij Zhadan (47), ukrainischer Schriftsteller und bald Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, warnt: "Die Russen wollen nicht mit uns verhandeln, sie wollen uns vernichten." Das schreibt er in einem Gastbeitrag für die "Zeit". Derzeit würden Ukrainer nur deshalb getötet, weil sie Ukrainer seien, kritisiert der Schriftsteller und betont: "Wir können unseren Widerstand nicht aufgeben, weil wir sonst vernichtet werden. Wir müssen vom Westen Waffen fordern, weil wir sonst vernichtet werden."

    Putin "schrecklich, aber nicht groß"

    Zugleich warnt Zhadan vor einem "falsch verstandenen Pazifismus", der "nach zynischer Gleichgültigkeit stinkt". Denn, so seine Argumentation, wenn die Ukraine den Krieg verliere, würden hunderttausende Menschen sterben: "Das Blut dieser Toten haben jene auf dem Gewissen, die immer noch unbeirrt mit dem Bösen spielen und dabei allen Wohlergehen und Frieden wünschen."

    "Falsch verstandener Pazifismus, der nach Gleichgültigkeit stinkt"

    Zhadan kritisiert in diesem Zusammenhang auch einen Offenen Brief von 28 deutschen Intellektuellen, die Ende April vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt hatten. Er schreibt, der russische Präsident Wladimir Putin sei "schrecklich, aber nicht groß", und wenn weiterhin etliche deutsche Intellektuelle Angst vor ihm hätten, müssten sie das mit ihrer Selbstachtung und ihrem Gewissen vereinbaren. "Indem sie einem falsch verstandenen Pazifismus anhängen – der nach zynischer Gleichgültigkeit stinkt –, legitimieren die Verfasser die Putinschen Propaganda-Narrative, die besagen, dass die Ukraine kein Recht auf Freiheit, kein Recht auf Existenz, kein Recht auf eine eigene Stimme hat, weil ihre Stimme den großen und schrecklichen Putin womöglich reizen könnte."

    Ende Juni hatte der Stiftungsrat mitgeteilt, dass Serhij Zhadan im Oktober mit dem Friedenspreis geehrt werde.

    Mit Material von kna.

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