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Die evangelische Akademie Tutzing fragt nach der Resilienz

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Krisenmanagement: Was die Stadt von der Kunst lernen kann

Kaum ein Fremdwort hat so eine beachtliche Karriere gemacht wie die Resilienz. Sie verspricht, Krisen besser bewältigen zu lassen, Widerstandskraft auszubilden. Gerade die Stadt und die Städter brauchen diese Fähigkeit und finden Hilfe: in der Kunst!

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Am Wochenende in Tutzing: evangelische Akademie. Das Treppenhaus Quartett aus Hannover spielt "Notfallmusik". Wer in Not ist, wer ein ernstes Problem hat, darf Platz nehmen in diesem Energieraum. Dort behandelt das Streichquartett zunächst improvisierend das von den Probanden erläuterte Problem und räumt es sodann mit klassischer Musik aus dem Weg. Musik als Krisenbeschreibung und dann, in einem zweiten Schritt, als Krisenbewältigung, als Medizin.

Die Kunst und die Krisen

"Bei Künstlern kommen Krisen vor und mit diesen Krisen rechnen Künstler, weil es darum geht, etwas Neues zu finden; etwas Neues zu finden ist nicht einfach, da stößt man auch auf Scheitern und mit diesem Scheitern und diesen Krisen gehen Künstler um und von diesem Punkt aus sind wir zum Thema Stadt und Resilienz gekommen, weil es da eben auch um Widerstandskraft und um Arbeit mit Krisen und Scheitern geht. Und wir versuchen, diese Prinzipien, die aus künstlerischen Prozessen kommen und die wir daher kennen, auf die Stadt zu übertragen." Sandra Freygarten, Professorin für Kunst in sozialen Organisationen und Veränderungsprozessen an der Medical School Hamburg

Das Interesse der Tagung: Welche Fähigkeiten bringen Künstler von Haus aus mit, die der Stadt und dem Städter in der Krise helfen können – im Lärm, im Verkehrschaos, in der gesuchten oder erzwungenen Anonymität? Die Fähigkeit, unterschiedlichste Möglichkeiten, Lebensformen durchzuspielen zum Beispiel, die Möglichkeit, empathisch miteinander umzugehen, Perspektivenwechsel zu wagen. Wir werden zusammenarbeiten müssen, das war nur eine der bereits während der Siebziger Jahre weitverbreiteten Forderungen nach Interdisziplinarität, die noch immer ihrer Einlösung harrt.

Das Fremde ausprobieren

Es braucht Mut und ein Bekenntnis zum Ort, an dem man lebt und zu allererst die Reflexion darüber, weshalb man überhaupt an diesem oder an jenem Ort lebt und was man dort will. Wenn das Projekt unaufhaltsame Urbanisierung nicht scheitern soll, müssen wir zusammenrücken, soviel wurde deutlich während dieser drei Tage in Tutzing: und kooperieren, das Unbekannte, das Fremde ausprobieren, antizipieren, wahrnehmen. Während der Berliner Psychiater Mazda Adli die krankmachenden Faktoren der Urbanisierung aufzeigte und auf den „health Auftrag“ der Künste verwies – also den sozialen Auftrag der Künste, für seelische Gesundheit der Stadtbewohner zu sorgen, mahnte der Münchner Architekt und Stadtplaner Thomas Sieverts, passend zur Fastenzeit, an, Maß zu halten und nicht alles zu bauen, wonach die Investoren gieren.