Ilja Kabakow blickt nachdenklich nach oben, Archivbild, aufgenommen am 15.09.2008 im Puschkin-Museum in Moscow
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Bewegtes Leben, große Kunst: Ilja Kabakow (Archivbild, aufgenommen am 15.09.2008 im Puschkin-Museum in Moscow)

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Konzept- und Installationskünstler: Ilja Kabakow ist gestorben

Er gilt als einer der bedeutendsten Konzeptkünstler der Gegenwart: Ilja Kabakow parodierte die offizielle Kunst der Sowjetunion, bevor er 1988 in die USA emigrierte und sich viel mit Utopien auseinandersetzte. Jetzt ist er mit 89 Jahren gestorben.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Von Arbeiten zur russischen Mentalität und Gesellschaft bis zu utopischen Bauentwürfen: Der jüdisch-russische Konzeptkünstler Ilja Iosifowitsch Kabakow hatte ein bewegtes Leben, das stets von der künstlerischen Reflexion der Gegenwart geprägt war.

Von der Sowjetunion in die USA

Kabakow wurde 1933 in der ukrainischen SSR geboren, sein Vater starb im Zweiten Weltkrieg, zusammen mit seiner Mutter wurde er nach Samarkand in Usbekistan umgesiedelt. Nach Abschluss des Kunststudiums 1951 arbeitete er zunächst als Kinderbuchillustrator. Später parodierte er in seinen künstlerischen Arbeiten den Sowjetischen Realismus, die offizielle Kunst der UdSSR. Seine Moskauer Wohnung wurde zum Treffpunkt von Dissidenten.

Ohne Chance, seine Kunst in der Sowjetunion ausstellen zu können, reiste Ilja Kabakow 1987 für ein Stipendium des Kunstvereins Graz in die Schweiz und kehrte nicht in die UdSSR zurück. Seit 1988 lebte und arbeitete er hauptsächlich in New York, zusammen mit seiner Frau Emilia Kabakow, die bereits 1973 nach Israel und 1975 weiter in die USA emigriert war. Erst dort mauserte er sich zum "Übervater der zeitgenössischen russischen Kunst", so die FAZ zu seinem 80., stellte unter anderem auf der Biennale in Venedig aus, wurde berühmt für seine Ersatzwelten, utopische Nischen oder künstlerische Fluchtorte, wie der russischen Toilette, ein zum Wohnraum umfunktioniertes Klohäuschen, das er auf der Documenta in Kassel aufstellte.

Bedeutender Konzept- und Installationskünstler

Während seiner über 40jährigen Karriere produzierte Kabakow eine Vielzahl an Zeichnungen, Gemälden, Installationen und theoretischen Texten. In mehreren Memoiren zeichnete er zudem sein Leben von der Kindheit bis in die 1980er Jahre nach. In der Sowjetunion erkannte Kabakow zahlreiche Elemente, die sich auch in anderen modernen Gesellschaften finden lassen – und untersuchte davon ausgehend den tiefen Riss zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Dabei betrachtete er die Sowjetunion als ein utopisches Projekt neben anderen, den Kapitalismus eingeschlossen. Kabakows Arbeiten wurden in der ganzen westlichen Welt und schließlich auch in Russland ausgestellt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Gestern ist Ilja Kabakow im Alter von 89 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben, wie die Ilya and Emilia Kabakov Foundation auf Facebook mitteilte.

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