Dorothea, ehemals Böttcher (Iris Berben), hat ihre erwachsenen Kinder samt Partnern auf ihren Alterswohnsitz auf Lanzarote eingeladen, um ihnen zu verkünden, dass sie heimlich Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) geheiratet und: dessen Nachnamen "König" angenommen hat. Sohn Thomas (Florian David Fitz) empfindet das als Verrat an seinem verstorbenen Vater. Tochter Elisabeth (Caroline Peters) ist enttäuscht, dass die Hochzeit ohne sie stattgefunden hat, und ihr Mann Stephan (Christoph Maria Herbst) bemerkt: Das eigentlich Gravierende sei doch die Änderung von Dorotheas Nachnamen, denn: "Nachnamen sind alles! Der Nachname ist das, was von uns bleibt! Wenn wir von Menschen sprechen, sagen wir ihren Nachnamen – und damit öffnet sich eine ganze Welt. Goethe! Mozart! Picasso!"
Wo bleibt die Fallhöhe?
Wie schon im Vorgängerfilm wird auch diesmal das Hickhack um eine Namensgebung (nur halt um einen Nach- statt um einen Vornamen) zum Brandbeschleuniger, der ohnehin schwelende Familienkonflikte zum Flächenbrand ausweitet. Trotzdem zünden die Pointen diesmal nur bedingt.
An den Streit um Dorotheas Eheschließung und ihren neuen Nachnamen knüpfen sich Debatten über Stammhalterfragen und Erbschaftsangelegenheiten. Derlei kommt in den besten Familien vor. Was dabei zur Diskussion steht, reicht aber in keiner Weise an den Tabubruch heran, den es bedeuten würde, seinem Sohn den Vornamen eines der größten Massenmörder der Geschichte, Adolf Hitler, zu geben. Insofern fehlt es Wortmanns neuem Film an der Fallhöhe, die auch Komödien brauchen, zumindest wenn ihr Humor abgründig sein soll.
Konstruierte Plot-Twists
Dass man "Der Nachname" trotzdem mit gewissem Vergnügen sieht, liegt am eingespielten Ensemble, das sich im kammerspielartigen Setting einer einsamen Ferienvilla in wildromantischer Insellandschaft mit abgeklärter Lässigkeit die Bälle zuspielt. Drehbuchautor Claudius Pläging hat allerdings etwas arg bemüht an originellen Plot-Twists geschraubt, um der Filmhandlung überraschende Wendungen zu geben – mit dem Ergebnis, dass so manches (etwa das Auftauchen einer unehelichen Tochter von Dorotheas verstorbenem Ehemann) recht konstruiert wirkt.
Und während "Der Vorname" in einer fulminant-komischen Brandrede von Caroline Peters gipfelte, die als Professorengattin die eigenen Karrierepläne hintan gestellt hatte und nun den aufgeblasenen Männer-Egos mit ihrer wütenden Suada den Stöpsel zog, wartet das Filmfinale von "Der Nachname" mit einer mäßig aufregenden Gardinenpredigt von Iris Berben als Familien-Matriarchin auf, die der versammelten Nachkommenschaft alt-68er-altersweise rät, mal runterzukommen vom hohen Moralross und mehr zu kiffen.
Als Fortsetzung: "Der Mittelname"? Zum Glück unwahrscheinlich!
Kurzum, so gern man Wortmanns Schauspieler-Truppe als sich bekriegender und immer wieder versöhnender Großfamilie zuschaut: Das Konzept des "Namens"-Films scheint eindeutig ausgereizt, ja im Grunde bereits überreizt. Beruhigend, dass sich Filme mit Titeln wie "Der Mittelname" oder "Das Pseudonym" ohnehin kaum anbieten dürften, um den Faden fortzuspinnen.
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