Udo Lindenberg mit Sonnenbrille und braunem Filzhut vor rotem Hintergrund
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Vom Panikrocker zum Deutschrapper: Udo Lindenberg

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"Komet": Udo Lindenberg rappt mit Apache 207

Gestern Abend hat Udo Lindenberg zusammen mit dem Rapper Apache 207 einen neuen Song veröffentlicht: "Komet". Das Lied scheint einzuschlagen, zumindest trendet es heute auf Twitter.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

"Stark wie zwei" heißt eines der erfolgreichen Alben des mittlerweile 76-jährigen Udo Lindenberg. Dass der Nuschelrocker gern kollaboriert mit Jüngeren, zeigte zum Beispiel schon 2008 seine Zusammenarbeit mit Jan Delay bei "Ganz anders", einem Song, der ein Bonmot des Dramatikers Ödön von Horváth zur Grundlage hatte: "Eigentlich bin ich ganz anders, ich kommʼ nur viel zu selten dazu." Alles andere als überraschend also, dass der selbsternannte "Panikpräsident" jetzt mit dem 25-jährigen Rapper Volkan Yaman alias Apache 207 den Song "Komet" aufgenommen hat.

Elegischer Rap

Lindenberg bleibt mit diesem experimentierfreudigen Duett seinem alten Motto treu: "Immer schön open sein." Das dazugehörige Video von "Komet", das gerade viral geht, beginnt nahezu elegisch und nimmt dann Fahrt auf. Sein Refrain lautet: "Und wenn ich geh', dann so, wie ich gekommen bin / Wie ein Komet, der zweimal einschlägt / Vielleicht tut es weh, doch will auf Nummer sicher geh'n / Dass ich für immer leb', lass uns nochmal aufdreh'n." Die Kometenschweif-Metaphorik darf zwar als nicht gerade originell gelten, dafür aber zeigt sich Lindenberg in all seiner von ihm selbst so charakterisierten "Torkelchoreographie", seiner leicht geduckten Gangart mit Hut und Zigarre stabil am Trallafitti-Tresen und singt: "Und wenn ich irgendwo zu Hause war, dann dort, wo der Applaus tobt."

Dass dieser Musiker nicht nur im Erfolg eine Heimat gefunden hat, sondern vor allem auch in der Sprache, mit der beständig spielt, illustriert ein vom großen Lieddichter Lindenberg überlieferter superlativischer Satz: "Bei Hermann Hesse fühle ich mich am zuhausesten." Von Apache 207 sind solche Ehrbezeigungen gegenüber der Literatur bislang nicht bekannt. Er trägt die für ihn so typische Sonnennickelbrille. Auch für diese Zusammenarbeit oder dieses "Synchronturnen" (Lindenberg) gilt der Satz, den Lindenberg rückblickend in seinen Erinnerungen über seine Kooperation mit dem Theaterregisseur Peter Zadek geschrieben hat: "Reibung erzeugt bekanntermaßen Energie." Wie es zu alledem kam, erklärte Lindenberg der dpa. Er habe ein Konzert von Apache 207 besucht und sei davon schlicht begeistert gewesen: "Apache fiel mir gleich auf, weil er sich doch sehr vom Normalo-Gangsta-Rap unterscheidet. Cooler schlauer Junge, sehr geflashte Texte, Trademark-Stimme - und singt auch noch meeega-geschmeidig."

Letzte Zuflucht im Hotel Atlantic

Gedreht wurde das "Komet"-Video unter anderem im Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. Apache 207 steht in einem orangefarbenen, irgendwie guantanamo-artigen Häftlingsanzug vor Gericht und Udo Lindenberg gibt seinen Verteidiger, der den am Ende zu Hausarrest verurteilten Apache 207 in seine Nobelherberge, das Hotel Atlantic mitnimmt. Bemerkenswert an diesem Song ist, dass Apache 207 noch stärker nuschelt als sein Gesangspartner, der erklärte "Panikopa", so dass man die Text-Passagen des gebürtigen Mannheimers doch noch mal nachgooglen muss. Die "Muntertanen", wie Lindenberg seine Fans nennt, werden es beiden danken. "Komet" ist ein generationenübergreifendes Geschäft auf Gegenseitigkeit, von dem der millionenfach gestreamte Apache 207 ebenso profitieren dürfte wie Udo Lindenberg.

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