2019 wurden in Deutschland magere 118 Millionen Kinobesuche gezählt – in Frankreich strömten im gleichen Zeitraum etwa 100 Millionen Besucher mehr in die Kinos. Dann kam Covid-19, und als Kollateralschaden diverser Lockdowns eine nie gekannte Kulturfeindlichkeit. Vor allem das ältere Kinopublikum nahm den Slogan "Wir bleiben zu Hause" offenbar so ernst, dass es auch 2022 nur zögerlich in die Programmkinos zurückkehrte. Daraus resultiert eine Verschärfung der Krise in den Arthouse-Kinos.
Unverdiente Flops
Bis auf den Cannes- und "Europäischen Filmpreis"-Gewinner, die grelle Satire "Triangle of Sadness" von Ruben Östlund, der in Deutschland auf 400.000 Zuschauer zusteuert, gab es viele unverdiente Filmflops. Das deutsche Arthouse-Kinopublikum interessiert sich offenbar immer weniger für ambitionierte Filme. Unter vielen Beispielen kann man "Chiara" nennen, der aus der Sicht einer 15-Jährigen meisterhaft über familiäre Mafiastrukturen erzählt und vom kinofreundlichsten Streamingdienst "Mubi" auch in die Kinos gebracht wurde. Doch dafür interessierten sich in Deutschland nicht einmal 2.000 Menschen.
Die Liste der gefloppten Filme ist für die betroffenen Verleiher und Filmschaffenden deprimierend. Besonders bitter traf es Hans-Christian Schmid in seinem ersten Kinofilm seit elf Jahren. "Wir sind dann wohl die Angehörigen" erzählt konsequent, behutsam und überzeugend aus der Sicht des Sohnes von der Entführung von Jan Philipp Reemtsma. Nur etwa 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren bereit, sich auf diese andere Täter-Opfer-Geschichte einzulassen.
"Minions" ist Spitzenreiter
Bei den kommerziellen Erfolgsfilmen thront in Deutschland das familienaffine "Minions"-Sequel mit soliden 4,15 Millionen Kinozuschauern auf dem ersten Platz. In USA, Großbritannien und Frankreich steht "Top Gun Maverick" an der Spitze.
Unterdessen avancierte Fatih Akins "Rheingold" zum zweitgrößten Kassenschlager des Hamburger Regisseurs, der als einer der wenigen deutschen Filmemacher auch international bekannt ist. Fast eine Million Menschen sahen diese im deutschen Film einmalige Mischung aus Gangster- und Rap-Film. Wie vital Kino immer noch sein kann, bewies trotz erheblicher Einbußen einmal mehr der französische Markt. 2022 kauften etwa 135 Millionen Französinnen und Franzosen eine Kinokarte, was einen Schnitt von 2,07 Tickets pro Einwohner bedeutet. In Deutschland hofft man, dass es mit dem Jahresendspurt dank "Avatar 2" am Ende 70 Millionen Tickets werden - statistisch entspräche dies mageren 0,85 Kinobesuchen pro Kopf.
Mit Informationen von KNA.
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