"Es war ein kalter Dezemberabend und die drei Freunde, der Mistkäfer Max, der Elefant Elmo und die Schnappschildkröte Sam, saßen zusammen in Max' kleinem Mistkäferbau. Sie hatten beschlossen, Weihnachten zusammen zu feiern, auch wenn sie sehr unterschiedlich waren."
Das ist der Beginn einer Geschichte, die einem die ChatGPT auf Knopfdruck generiert, wenn man sie bittet eine Kurzgeschichte für ein Kinderbuch zu schreiben, in der ein Mistkäfer, ein Elefant und eine Schnappschildkröte zusammen Weihnachten feiern. Außerdem, liebe KI, sollen die Unterschiede der Tiere als positive Eigenart in den Fokus gerückt werden sollen.
"Ich freue mich schon auf das Weihnachtsessen", sagte Max, während er eine Liste von Lebensmitteln zusammenstellte, die sie brauchen würden. "Ich hoffe, wir haben genug Platz für alles in meinem Bau." Elmo lächelte. "Mach dir keine Sorgen, Max. Wir finden schon einen Weg, alles unterzubringen. Schließlich sind wir ja alle Freunde und helfen uns gegenseitig."
Wenn KI Geschichten erfindet ...
Man könnte diese Geschichte Eins zu Eins in ein Pixie-Buch drucken, die KI auch noch schnell Bilder im Wachsmalkreiden-Stil generieren lassen und das Ganze in den Hugendubel stellen. Doch da würden sich dann einige Fragen stellen: Wer ist der Urheber des Buches? Die KI? Oder vielleicht der Autor, dieses Artikels, der der KI gesagt hat, was sie schreiben soll und somit erst diese wunderbare Geschichte aus ihr herausgekitzelt hat? Und wie ist das eigentlich mit den unzähligen Texten, an denen die KI trainiert hat, um zu wissen, wie eine Geschichte für Kinder ungefähr auszusehen hat? Vor allem, wenn es um Bilder geht, die von Künstlichen Intelligenzen erstellt werden, wird es juristisch heikel, sagt der Journalist Michael Förtsch, der für das Tech-Magazin 1E9 schreibt.
"Niemand hat die Künstler um Erlaubnis gefragt, ob ihre Bilder für das Training eines solchen Generators genutzt werden dürfen. Es kommt vor, dass in manchen Bildern dann natürlich auch immer die Überreste einer Künstlersignatur auftauchen, die zwar nicht immer lesbar ist, aber aus der man durchaus schließen kann: Okay, hier hat die KI offensichtlich auf irgendwelche Bilder in dem Modell zurückgegriffen, das von einem Künstler signiert war und das wahrscheinlich nicht unbedingt gemeinfrei gewesen ist. Und darüber muss man eine Debatte führen."
Nicht so einfach
Mit Hilf der Seite “haveibeentrained” können Künstler herausfinden, ob ihre Arbeit zum Training einer Künstlichen Intelligenz eingesetzt wurde, aber verhindern lässt sich das Ganze bislang nur schwer. Manche Kreative werfen den Kreativ-Maschinen vor, ihren Stil zu klauen. Einen Vorwurf, den Björn Ommer nicht gelten lässt. Er leitet das Forschungsteam, das an der LMU München, das "Stable Diffusion" entwickelt hat, einen der meistbenutzen Text-zu-Bild-Generatoren.
"Stil ist aus guten Gründen bei uns nicht patentierbar. Das würde sie. Mich. Das würde jeden sehr, sehr stark einschränken, wenn Stil am Ende des Tages patentierbar wäre. Und ich glaube, wir sind uns gar nicht bewusst, was man dann alles verbieten würde und verbieten müsste. Ich bin durchaus dafür, dass es eine Opt-Out-Funktionalität geben sollte bei Datensätzen, die zusammengestellt werden."
KI bedeutet: Die Rechte der Urheber sind komplex geworden
"Opt-Out" hieße, dass Künstler selbst entscheiden können, ob sie erlauben, dass eine künstliche Intelligenz mit ihren Daten trainiert wird. Denkbar wäre auch, dass Künstler entschädigt werden, etwa über die entsprechenden Verwertungsgesellschaften. Stand heute sind aber weder diese Institutionen noch das Recht auf die neue Situation vorbereitet. Das Zeitalter, in dem KI Kunst beliebig reproduzieren kann, könnte deswegen weit konfliktreicher werden, als Happy End unserer KI-Kindergeschichte.
"Als das Fest vorbei war, bedankten sich Max, Elmo und Sam gegenseitig für ihre Freundschaft und beschlossen, dass sie auch in Zukunft gemeinsam Weihnachten feiern würden. Sie lernten, dass es die Unterschiede sind, die sie zu besonderen Freunden machten und dass sie immer füreinander da sein würden."
Aktuelle Debatten, neue Filme und Ausstellungen, aufregende Musik und Vorführungen... In unserem kulturWelt-Podcast sprechen wir täglich über das, was die Welt der Kultur bewegt. Hier abonnieren!