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Stefanie Carp

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Kehrtwende: Ruhrtriennale lädt "Young Fathers" wieder ein

Die schottische Band "Young Fathers" war von der Ruhrtriennale wegen Sympathie-Erklärungen für die anti-israelische "BDS"-Kampagne ausgeladen worden. Jetzt korrigierte die Festivalchefin Stefanie Carp ihre Entscheidung. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Im Gespräch mit dem BR hatte Stefanie Carp in der letzten Woche sehr mit ihrer Entscheidung gehadert, die "Young Fathers“ aus politischen Gründen aus dem Programm der Ruhrtriennale gestrichen zu haben. Carp fühlte sich von „sozialen Netzwerken“ unter Druck gesetzt. Sie beteuerte, die schottischen Rapper seien ihrer Meinung nach nicht antisemitisch. Im Übrigen sei die Debatte um die israelkritische "BDS“-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions) in Großbritannien wesentlich entspannter als in Deutschland. Hierzulande stehen BDS-Sympathisanten wie Roger Waters und andere tatsächlich unter Antisemitismus-Verdacht und werden scharf kritisiert, in England ist das so nicht der Fall.

"Für mich als Deutsche schwierig"

Jetzt rang sich Carp zu einer spektakulären Kehrtwende durch. Sie lud die "Young Fathers“ wieder ein: 

"Ich möchte mir die Haltung herausnehmen dürfen, eine Band wie die Young Fathers einzuladen wegen ihrer Musik und ihrer Texte und trotzdem persönlich die Boykottstrategie des BDS komplett abzulehnen. Natürlich ist es als Deutsche für mich schwierig, mit einer Bewegung in Zusammenhang gebracht zu werden, die Israel boykottiert, aber ich habe ja auch die Young Fathers eingeladen und nicht den BDS. Die Young Fathers haben in vielen Interviews glaubhaft gemacht, dass sie Antisemitismus in jeder Form ablehnen." Stefanie Carp

"Israel-Kritik nicht automatisch antisemitisch"

Sie selbst sei keine Befürworterin von Sanktionen gegen Israel, beteuerte Carp. Sie teile jedoch auch nicht die "verflachenden, verkürzenden Positionen“ der Kampagnen im Internet:

"Ich bin der Meinung, dass wir die unterschiedlichen Perspektiven und Narrative zulassen müssen, da diese Offenheit das dramaturgische Credo unseres Programmes ist. Ich muss deshalb die Freiheit der Kunst verteidigen und möchte unter keinen Umständen, auch nicht indirekt, Zensur ausüben.Ich möchte noch einmal betonen, dass aus meiner Sicht die Kritik an der derzeitigen Politik der Regierung des Staates Israel nicht automatisch antisemitisch ist. Keine Künstlerin und kein Künstler des diesjährigen Programmes der Ruhrtriennale ist antisemitisch oder rassistisch." Stefanie Carp

Konzert am 18. August noch offen

Nicht jede Kritik an Israel sei ihrer Meinung nach „antisemitisch“. Ob die "Young Fathers“ die Wieder-Einladung für ein Konzert am 18. August tatsächlich annehmen, ist noch offen. Es hatte zähe Verhandlungen mit dem Management um eine mögliche Distanzierung der Band von "BDS“ gegeben. Die Musiker lehnten es ab, sich inhaltlich und öffentlich von bisherigen Äußerungen abzusetzen.

"Ich möchte aber nicht, dass sich Künstlerinnen und Künstler für ihre Haltungen zensiert, belehrt oder ausgeschlossen fühlen. Es steht jeder Künstlerin und jedem Künstler frei, eine Position zu beziehen, solange diese Position nicht antisemitisch, rassistisch oder ausgrenzend ist. Ich möchte über das Thema Boykott, Freiheit der Kunst und die Unterschiede der Perspektiven eine öffentliche Veranstaltung initiieren, deren Ort, Zeit und Durchführung wir noch bekanntgeben. Vielleicht könnte eine solche Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Konzert stattfinden und wünschenswerterweise könnte die Band ihre Haltung dort selbst vertreten." Stefanie Carp