Im Akademietheater Regensburg gibt es beim Einlass in den Theatersaal eine Besonderheit: Wer möchte, bekommt an der Kasse eine flauschige Decke in die Hand gedrückt: "Und kann sich während der Vorstellung darin einkuscheln", erklärt Intendant Elmar Cichy. Die Decken seien zuerst in der Coronazeit ausgegeben worden, als sehr viel gelüftet werden musste. Die Gäste seien schon gewöhnt, dass es im Theater kalt werden kann.
Vorstellungsbeginn bei 17 Grad Celsius
Jetzt kommen die Decken also wieder zum Einsatz: In vielen privaten Theatern werden die Heiz- und Energiekosten mehr und mehr zum Problem. Manche Häuser in Bayern heizen den Zuschauerraum nur noch auf 17 Grad, wie zum Beispiel das Sensemble-Theater in Augsburg. Leiterin Anne Schuester rechnet mit der Körperwärme der Besucher, die den Raum im Laufe der Aufführung temperiert. Das Publikum sei treu und nehme die anfängliche Kälte beim Theaterbesuch überraschend klaglos in Kauf, so Schuester. Stand jetzt würden die Energiekosten im Sensemble - ohne mögliche staatliche Abfederung – von 12.500 Euro pro Jahr auf 60.000 Euro steigen.
Andere Theater lassen ganze Aufführungen ausfallen, um Geld zu sparen. Soweit ist es in Regensburg noch nicht. Aber die Energiekosten drücken auch hier massiv aufs Budget und die Unsicherheit, ob und wie sich der Gaspreisdeckel auswirken wird, ist groß. Intendant Elmar Cichy rechnet mit einer Verdrei- bis Vervierfachung der Kosten.
Explodierende Strompreise
Neben dem Gasverbrauch für die Heizung beobachtet Cichy auch mit Sorge den Stromzähler im Keller. Denn Theater sind wegen der Bühnenscheinwerfer sehr stromintensiv. Bisher zahlte das Akademietheater 19 Cent pro Kilowattstunde. Nun schickte der Energieversorger ein neues Vertragsangebot: mit 65 Cent.
Förderungen von Bund und Freistaat
Um Kultureinrichtungen wie dem Akademietheater unter die Arme zu greifen, hat Staatsministerin Claudia Roth bereits Anfang November eine Milliarde Euro vom Bund in Aussicht gestellt. Das hörte sich zunächst gut an, aber die Auszahlung verzögert sich bis jetzt. Nun kündigte das Bayerische Kabinett 50 Millionen Euro aus dem Härtefallfonds an. Für den gesamten bayerischen Kulturbereich. Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume (CSU) sieht die Verantwortung vor allem in Berlin. Der Bund müsse endlich die Unsicherheiten beseitigen.
50 Millionen für die gesamte Kultur
Ob das Geld allerdings reicht, um alle Kultureinrichtungen, wozu auch Kinos, Konzertsäle, private Museen und eben auch Privattheater zählen, vor der Schließung zu bewahren, hält Intendant Elmar Cichy eher für fraglich: "50 Millionen für alle Kultureinrichtungen sind dann doch ein überschaubarer Betrag."
Kreativität beim Energiesparen
In jedem Fall heißt die Devise auch für die Theater: Energiesparen, wo immer es geht. Im Regensburger Akademietheater ist man auf einem guten Weg. Nicht nur wegen der flauschigen Decken, in die sich die Zuschauer während den Aufführungen kuscheln können. Die Klimaanlage wurde durch eine sparsamere Luftreinigungsanlage ersetzt. Und statt der stromfressenden alten Theaterstrahler wurde die Beleuchtung komplett auf LED umgestellt. Eine weitere Einsparmöglichkeit für die Bühnen erläutert Elmar Cichy mit einem Schuss schwarzem Humor: "Die Tendenz geht zur düsteren Beleuchtung, dass die Stimmung etwas düsterer dargestellt wird. Dann spart man sich natürlich auch Beleuchtungskosten!"
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