Sukka im Hinterhof der Synagoge in München Bogenhausen mit feiernden Gästen
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Die Laubhütte an Sukkot erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten

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Jüdisches Fest Sukkot – Feiern und Grillen in der Laubhütte

Beim Laubhüttenfest Sukkot (heuer 9. bis 16. Oktober) errichten viele Juden Hütten aus Ästen. Sie essen darin, lesen religiöse Texte und übernachten sogar, wenn es nicht so kalt ist wie beim Fest des Verbands Jüdischer Studenten in Bayern.

Über dieses Thema berichtete radioWelt am .

So groß wie ein Zelt – die Sukka, die Laubhütte, im Hinterhof der Synagoge in München Bogenhausen. Eine Hütte ohne Dach, bedeckt nur mit Zweigen, Matten, Ästen und Laub. Sie soll an die biblische Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnern und daran, dass Gott das jüdische Volk beschützt hat.

Auf ernste Feiertage folgt das "Erntedankfest" Sukkot

Jedes Jahr an Sukkot, dem jüdischen Laubhüttenfest, bauen gläubige Juden wie hier der "Verband Jüdischer Studenten in Bayern" eine Sukka aus Zweigen und verschiedenen Pflanzenarten, erklärt Michael Movchin.

"Es ist üblich, dass wir die Sukka auch mit echten Früchten schmücken, die kann man essen", ergänzt Anat Rajber. Denn das Laubhüttenfest ist gleichzeitig auch das jüdische Erntedankfest. Jetzt darf man danken, essen und feiern. Ganz im Gegensatz zu Jom Kippur, dem Versöhnungsfest, Anfang Oktober. An dem man ruhen und fasten soll.

"Die letzten zwei Wochen waren ernste Zeiten, Jom Kippur und Rosh Hashana und jetzt ist es Zeit für Freude, nicht fasten wie an Jom Kippur, sondern essen", sagt Rabbiner Levi Freedman. Würste, Burger – der Grill liegt voll bei der Sukkotfeier des Verbands der Jüdischen Studenten in Bayern. Heute wird nicht gebetet, sondern gefeiert.

Laubhüttenfest - aus Sorge eher weniger öffentlich

"Die Botschaft von Sukkot ist für uns alle, klar: Das Fest ist mehr als 2.000 Jahre alt, aber es hat eine Message für uns alle: auch wenn jemand eine andere Meinung hat - nicht ausschließen", bringt der Rabbiner den Sinn des Laubhüttenfestes in der Gegenwart auf den Punkt. Niemanden ausschließen, sondern gemeinsam feiern unterm Sternenhimmel.

Michael Movchin vom Verband der Jüdischen Studenten hätte gerne noch viel mehr Leute eingeladen, am besten in eine offene Sukka mitten auf dem Münchner Marienplatz, sagt er, oder auf dem Jakobsplatz, wo die Münchner Synagoge steht. "Denn Sukkot ist eigentlich das Gegenteil von Abschottung, wird normalerweise mit Freunden und Nachbarn gefeiert. Aktuell ist uns das nicht möglich."

AfD-Wahlerfolg und Zwischenfall an Jom Kippur dämpfen Feierlaune

Aus Angst haben die Münchner Studierenden nicht öffentlich gefeiert. Sondern im Hinterhof. Einfluss auf die Stimmung in den jüdischen Gemeinden hat die aktuelle politische Lage, bestätigt auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

"Sukkot findet in diesem Jahr natürlich unter dem Eindruck des fraglichen Attentats auf die Hannover Synagoge und unter Berücksichtigung des Wahlergebnisses der AfD in Hannover in einer etwas gedrückteren Stimmung statt", so der Zentralratsvorsitzende.

Aber trotzdem kommt man zusammen und feiert. Nicht nur in München, sondern zum Beispiel auch in Augsburg und Nürnberg. Dort steht eine Laubhütte tatsächlich öffentlich noch bis zum Sonntag auf dem Sebalder Platz. Die Sukka in Nürnberg ist für alle Interessierten offen und es werden auch Führungen angeboten.

Das jüdische Laubhüttenfest, auch Sukkot genannt, ist ein fröhliches, offenes Fest. Doch die Zahl der antisemitischen Vorfälle hat zugenommen.
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Sukkot - das jüdische Laubhüttenfest

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