"Algerien wird morgen frei sein. Ich bin überzeugt, dass Franzosen und Algerier wieder in Freundschaft zusammenwachsen",
denkt Fernand Iveton, ein Algerienfranzose, 30 Jahre, Kommunist und nun ein Condamné à mort, zum Tode verurteilt, weil er in einer leeren Fabrikhalle in Algier eine Bombe legte.
Frankreichs blutiger Krieg
Ein Franzose gegen Frankreich? Das konnten Justiz und Politik nicht akzeptieren. Fernand Iveton wurde 1957 hingerichtet, obwohl sein Attentat niemanden verletzte und niemanden verletzen sollte, nur ein Zeichen setzen gegen den Krieg, den Frankreich in Algerien führte.
Algeriens Freiheitskampf
Ein brisanter Fall unter dem damaligen Justizminister François Mitterand, der später als Präsident die Todesstrafe abschaffte. War Fernand Iveton ein Freiheitskämpfer? Ein Terrorist? Eine aktuelle Frage mit Blick auf Syrien, Palästina und andere Krisenregionen.
Prix Goncourt
Joseph Andras aus der Normandie, 33 Jahre, erinnert an den Fall Iveton mit seinem eindrucksvollen neuen Roman: "Die Wunden unserer Brüder" ist ein fesselndes Kammerspiel und innerer Monolog. Es beginnt mit der Übergabe der Bombe, folgt Iveton ins Gefängnis, zu seinen Folterern und endet mit seinem Tod. Den Prix Goncourt, den Andras dafür erhalten sollte, lehnte er ab. Ein Affront!
Afterwork
Die Schauspielerin Juliane Köhler liest Joseph Andras: Sonntag 11 Uhr in Bayern 2, Dienstag „Afterwork“ mit Live-Musik 18.30 Uhr im Literaturhaus München, Auftakt einer Lese-Reihe zum Messeschwerpunkt "Francfort en français“.
Joseph Andras: „Die Wunden unserer Brüder“, Übersetzung: Claudia Hamm, Hanser 18 Euro