Wie iranische Exilmedien unter Berufung auf die Anwältin von Medhi Yarrahi melden, kam der Sänger gegen eine Kaution auf freien Fuß. Er saß seit 28. August im Teheraner Evin-Gefängnis, weil er in dem Song "Nimm Dein Kopftuch ab" die Verschleierungspflicht im Iran kritisiert hatte. Im entsprechenden Video war zu sehen, wie Frauen der Aufforderung folgten. Das Lied war bei Demonstrationen angestimmt worden, Yarrahi hatte es erklärtermaßen den "tapferen Frauen, die mutig an der Spitze der 'Women Life Freedom'-Bewegung stehen", gewidmet. Es gilt inzwischen als eine der Hymnen der iranischen Opposition. Anwältin Zahra Minuel postete nach der Entlassung ihres Mandanten ein Foto, auf dem ein lächelnder Yarrahi mit einem Strauß Sonnenblumen zu sehen ist.
"Wir haben diese gemeine Regierung so satt"
Wie die Juristin mitteilte, läuft gegen den Sänger ein Strafverfahren wegen angeblicher "Propagandatätigkeit gegen das Regime", "Förderung von Korruption und Prostitution", "Ermutigung und Anstiftung von Menschen zu Straftaten mittels digitaler Medien" sowie "Erstellung und Verbreitung von Inhalten, die gegen die Moral und den öffentlichen Anstand" verstießen. In den nächsten Tagen werde mit einem Urteil gerechnet, am 24. Oktober soll eine Verhandlung vor dem Revolutionsgericht in Teheran anberaumt sein.
Im Netz gratulierten viele Fans Yarrahi zu seiner Entlassung, nannten ihn einen "Helden" und schrieben: "Wir haben diese gemeine und nutzlose autokratische Regierung so satt." Der Sänger solle keine Angst haben: "Wir hoffen auf die Freiheit unseres Landes." Yarrahi war nach Angaben des iranischen Dienstes der britischen BBC vor seiner Festnahme bereits mit einem Reise- und Arbeitsverbot von vier Jahren belegt worden und hatte mehrere Protestsongs verfasst. Trotz der Verfolgung durch das Regime hatte der Sänger aus dem Gefängnis heraus mitteilen lassen: "Körperlich und geistig habe ich keine Probleme und es geht mir gut."
"Man kann Frauen nicht ihre Haare und ihre Stimme nehmen"
Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin und Bürgerrrechts-Aktivistin Narges Mohammdi hatte in den sozialen Medien Yarrahi für eine "Herausforderung des Regimes" gelobt: "In einer Zeit, in der die repressiven Kräfte protestierende Frauen und Männer brutal niederknüppeln und in Einzelzellen foltern, schrieb Mehdi Yarrahi in einem Instagram-Post, also öffentlich, dass man Frauen nicht durch Unterdrückung, Diskriminierung und reaktionäre Zustände ihre Haare, Stimme, Lachen, Körper, Küsse und Leben nehmen kann, wir setzen uns für Freiheit, Gleichheit und Demokratie ein."
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