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Adolphe Binder

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Heftiger Streit um Tanztheater Wuppertal: Beirat entscheidet

Die Intendantin des Wuppertaler Tanztheaters, Adolphe Binder, sieht sich massiven Vorwürfen ausgesetzt: Der Geschäftsführer wirft ihr vor, ihre Aufgaben zu vernachlässigen und "autoritär" zu handeln. Die Tänzer verteidigen sie. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Heute Abend will der Beirat des Tanztheaters Wuppertal erneut tagen und möglicherweise auch entscheiden: Die renommierte Truppe, die bis 2009 von der legendären Pina Bausch geleitet wurde, steckt in einer massiven Führungskrise. Der kaufmännische Geschäftsführer Dirk Hesse verfasste einen sechsseitigen Aktenvermerk, in dem er zum Ergebnis kommt, dass seine Kollegin Adolphe Binder, erst seit einem Jahr künstlerische Leiterin des Tanztheaters, ihren Aufgaben unzureichend nachkommt. So soll sie den kommenden Spielplan 2018/19 nicht ausreichend geplant haben. Ihr Entwurf sei „ungenau und fehlerhaft“, zitieren Zeitungen aus dem Vermerk. Außerdem seien einige Gastspiele nicht so umzusetzen, wie von Binder geplant. Darüber hinaus ist von Mobbing und selbstherrlichem Gebaren der Intendantin die Rede.

"Unvollständige Recherche"

Die 35 Tänzer, die derzeit auf Gastspielreise in Paris sind, zeigten sich am Montagabend solidarisch mit Binder. Sie seien auch nicht befragt worden. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme der Tänzer:

Diese Erklärung stellt klar, dass die Tänzer weder an Diskussionen mit dem Management oder dem Beirat beteiligt waren, noch Informationen über Vorwürfe gegen die Intendanz oder die Geschäftsführung erhalten haben. Deshalb weise ich jegliche Veröffentlichung in meinem Namen, die Gegenteiliges behauptet, zurück. Ich distanziere mich von jeglicher öffentlichen Anklage, die sich auf Annahmen, Interpretationen und unvollständige Recherche stützt und möglicherweise Personen oder unsere Leitung beschädigt.

Mediationen ergebnislos

Der Stadtkämmerer von Wuppertal, Johannes Slawig, ist verärgert darüber, dass die Personaldebatte öffentlich geführt wird. Es hat bereits Mediationen und Abmahnungen gegeben, auch die technischen Betriebe sollen mit Binder nicht zufrieden sein. Hauptstreitpunkt ist demnach, dass sich die Intendantin der Geschäftsführung nicht disziplinarisch unterordnen will und einen rauen Umgang mit internen wie externen Kollegen pflegen soll.

Zweidrittel-Mehrheit nötig

Arbeitgeber Binders ist die Stadt Wuppertal, alleinige Gesellschafterin der GmbH. Sollte der Beirat zum Ergebnis kommen, sich von Binder vorzeitig trennen zu wollen, wäre dazu eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Der Vertrag der Intendantin läuft noch bis zum 31. Juli 2022. Eine erste Sitzung am vergangenen Donnerstag brachte kein Ergebnis, daher vertagte sich der Beirat auf heute Abend.