Vergangenheit als Gegenwart
Schon immer war Meistererzähler Hans Joachim Schädlich, der bis 1977 in der DDR lebte, historischen Figuren auf der Spur: von "Tallhover", dem ewigen Spitzel, , dem Dichter Äsop oder Friedrich dem Großen und Voltaire. Den Impuls für „Felix &Felka“ fand er in seiner Berliner Nachbarschaft:
„Das war eine Gedenktafel in der Xantener Straße 23, da steht: In dem Haus, das früher hier stand, lebte und arbeitete von 1928 – 1932 Felix Nussbaum (1904 – 1944), Maler, ermordet in Auschwitz." (H.J. Schädlich)
Die Novelle beginnt im Mai 1933 in Rom. Felix ist Gast der Künstlervilla Massimo, Felka zu Besuch, als ein Künstlerkollege Felix aus heiterem Himmel ohrfeigt. Ob aus Rivalität oder rassistischen Motiven ist historisch nicht eindeutig, für Schädlich aber ein klarer Fall von Antisemitismus.
„Ich wollte von Anfang an klar machen, dass es sich um jüdische Maler handelt.“ (H.J. Schädlich)
Geist & Macht
Es folgt eine lange zermürbende Odyssee beider Künstler, erst in italienische und belgische Seebäder, dann auf der verzweifelten Suche nach einem Versteck. In Brüssel werden sie 1944 verhaftet und deportiert, in Auschwitz ermordet.
„Meine Arbeit ist bestimmt von dem Thema Geist & Macht. Felix & Felka repräsentieren den Geist und werden Opfer der Macht, der Nationalsozialisten.“ (H.J. Schädlich)
Hans Joachim Schädlich schildert die Katastrophe in knappen Szenen mit minimalistischen Mitteln, am Ende bleiben nur Zeitzeugen-Aussagen. Ein bestürzendes Flüchtlingsschicksal von trauriger Aktualität. Und:
„Die Geschichte klagt, ohne dass das gesagt wird, auch den Antisemitismus heute an.“ (H. J. Schädlich)
Hans Joachim Schädlich: „Felix und Felka“, Rowohlt 19,95 €