Haare beschäftigen Regine von Chossy schon seit Jahrzehnten. 1977 startete die in Wunsiedel geborene und in Nürnberg aufgewachsene Künstlerin mit ihrem Haarmuseum. Dafür schnitten sich Freunde, Künstlerinnen und Künstler eine Strähne Haar ab. Manche schenkten einen ganzen Zopf, andere wiederum gaben Barthaare oder lang verwobene Rosshaare. Besonders stolz ist Regine von Chossy auf eine Haarspende des Schweizer Künstlers Daniel Spoerri, der ihr von jedem Körperteil ein Haar überließ, sogar ein Schamhaar schickte er der Künstlerin.
Haare – zwischen Faszination und Ekel
Regine von Chossy gefällt die Ambivalenz an dem Material Haar: das Gefühl liegt zwischen Anziehung und Ekel, je nach Betrachter. Im Erlanger Stadtmuseum ist jetzt für fünf Monate ein zweites kleines Museum in den Foyerbereich eingezogen. Das Haarmuseum zeigt in Vitrinen viele verschiedene Haarkunstwerke: vom Sattel mit Haar, verschiedenste Zöpfe bis hin zu einer Postkarte mit dem Dürer-Hasen, den ein Herz aus Haaren umrahmt.
Upcycling mit Kaffeesatz und Metallspänen
Neben Haaren verwendet die Künstlerin, die inzwischen in München lebt, auch Metallspäne, Kaffeesatz und Teile von Zahnprothesen. Upcycling-Kunst nennt man das mittlerweile. Die Haare für ihre Kunstwerke bekommt Regine von Chossy von einem Friseur in ihrem Viertel, genauso wie den Kaffeesatz, den die gesamte Nachbarschaft für sie gesammelt hat. Aus dem hat sie dunkle Stelen geformt, die jetzt in der vorgeschichtlichen Sammlung stehen. Zusammen mit Kurator Martin Ratzinger hat sie dafür besondere Plätze gesucht. Eine Gruppe von Stelen steht zum Beispiel in einem Nachbau von Grabanlagen aus der Bronzezeit. Einige stehen auch in den Vitrinen. Betrachterinnen und Betrachter wissen gar nicht mehr so genau, was historisches Objekt und was moderne Kunst ist.
Lebendiges Museum zwischen alt und neu
Museumsleiterin Brigitte Korn wollte genau diesen Dialog zwischen alt und neu, zwischen Erlanger Stadtgeschichte und moderner Kunst. In einem anderen Raum stehen kleine, rote, wichtelartige Skulpturen in der historischen Strumpfwirker-Stube. Erlangen war im 18. Jahrhundert für seine Strumpfproduktion bekannt. Jetzt ist es, als würden die Wichtel der alten Stube neues Leben einhauchen.
Die Ausstellung "Intervention und Spurensuche" mit den Arbeiten von Regine Chossy ist noch bis zum 12. März im Erlanger Stadtmuseum zu sehen.
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