Jürgensmeier, Jahrgang 1957, ist Lektor, Setzer, Programmierer und Herausgeber in einer Person: ein Spezialist für Mammutprojekte, der z.B. das Gesamtwerk Arno Schmidts digitalisierte. Als Quellenkundler weiß er, dass Schmidt längst nicht nur „Zettels Traum“ aus Shakespeares „Mittsommernachtstraum“ entlehnt hat.
Quellenkunde als Leidenschaft
Günter Jürgensmeier: „Es ziehen sich durch das gesamte Werk von Arno Schmidt lauter Zitate von Shakespeare. Er hat sich sowohl was Zitate angeht als auch was Plot-Elemente usw. angeht, immer gern bei ihm bedient.“
Damit sind wir dann bei jenem Buch, das uns „Shakespeare und seine Welt“ vorstellt: Hier versammelt sind die Texte, derer sich der Dramatiker bediente, als er den Sturm, Hamlet oder Richard III. schrieb. Die von Raphael Holinshed in seinen Chronicles überlieferte Verteidigungsrede Katharinas von Aragon etwa übernahm Shakespeare nahezu wortgetreu in sein Drama „Heinrich VIII.“, allerdings hatte er sie vorher in Blankvers umgewandelt. Ein durchaus gängiges Verfahren.
Günter Jürgensmeier: „Das war in seiner Zeit auch wichtig, dass er das so macht. Das stand im Geschichtsbuch, das konnte sich jetzt nicht einfach unterscheiden. Das Wichtige war halt, dass er Poesie daraus macht.“
Jürgensmeier hat für dieses Projekt über anderthalb Jahrzehnte lang alles Mögliche zusammen getragen und nun auf die denkbar schönste Weise ein Wunderwerk von Buch komponiert. Allein das Format: Folio, exakt jenes, in dem Shakespeares Werke erstmals veröffentlicht worden sind.
Günter Jürgensmeier: Shakespeare und seine Welt. Galiani. 816 Seiten. 89 Euro