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Großplastik von Rui Chafes in Bamberg

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Großplastiken von Rui Chafes zum Welterbe-Jubiläum in Bamberg

Großplastiken von Rui Chafes zum Welterbe-Jubiläum in Bamberg

Anlässlich des Welterbe-Jubiläums findet in Bamberg eine Ausstellung von Großplastiken statt. Seit ein paar Wochen werden Werke des portugiesische Künstlers Rui Chafes aufgebaut. Nun ist die Ausstellung offiziell eröffnet. Von Carlo Schindhelm

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Seit 25 Jahren zählt die Altstadt von Bamberg zum UNESCO-Welterbe der Menschheit. Anlässlich des Jubiläums werden seit Wochen an 15 Orten in der Stadt Großplastiken des portugiesische Künstlers Rui Chafes aufgebaut, wie zum Beispiel auf einer Wiese an der Regnitz: Dort ragt ein quadratischer schwarzer Eisenkörper hoch auf. Im inneren des Kunstwerkes befindet sich ein Sitz, auf dem der Betrachter Platz nehmen darf. Das Kunstwerk erregt bei zufälligen Passanten Aufmerksamkeit:

"Wir haben es gemerkt, als wir unsere Fahrräder dran gestellt haben – ein Kunstwerk! Und ich habe gleich an meinen Sohn gedacht, der fände das bestimmt sehr schön sich da rein zu setzen." Passant

Verbindung zur Umgebung

Das Kunstwerk steht jedoch nicht nur da – wer sich die Mühe macht und sich hineinsetzt – dessen Blick lenkt es wie ein Bilderrahmen auf das ehemalige Kloster St. Michael. Der Künstler schafft mit seinen Werken immer wieder eine Verbindung zur Umgebung – zu Landschaft und Architektur:

"Ich glaube für mich macht Kunst nur Sinn, wenn sie so platziert ist, wie es sich der Künstler gedacht hat – also nicht willkürlich, sondern auf einen bestimmte Punkt, auf eine bestimmte Stelle, mit einer bestimmten Absicht." Rui Chafes

Die insgesamt 17 Eisenskulpturen sind schwarz, mitunter fünf Meter groß und doch wirken sie nicht dominant und wollen hin und wieder auch vom Betrachter erst entdeckt werden. 

"Das ist Chafes. Und das ist das, was mir Spaß macht. Dieses Einlassen auf die Landschaft, das Einlassen auf die Architektur, keine Konkurrenz bilden, betonen – Zwiesprache – Gedankenaustausch. Er will Anregen, das finde ich großartig." Bernd Goldmann, Kurator der Ausstellung

Assoziationen zur menschlichen Gefühlswelt

Die sehr reduzierten Plastiken mit einer klaren Formensprache tragen poetische Titel, wie etwa im Hainpark: Dort hängen runde, geschwungene Eisenkörper von Bäumen herab. Die Werke heißen: "Ängstlicher Mond", "Was erschreckt Dich so?" oder "Erster Blick". Die kurzen Werktitel locken die Assoziationen des Betrachters in die menschliche Gefühlswelt:

"Er ist ja durch und durch ein poetischer Mensch, auch wenn man das nicht glaubt, wenn man hier seine exakten und klaren Formen sieht, die sich gegen den Himmel und auch gegen die Architektur wunderbar abgrenzen. Aber das Weiche kommt dann natürlich auch, weil er auch die Natur immer einbezieht." Bernd Goldmann, Kurator der Ausstellung

Immer weider Ausstellungen in Bamberg

Der portugiesische Künstler studierte in Lissabon und später auch an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er übersetzte Texte des Romantikers Novalis vom Deutschen ins Portugiesische, auch das zeigt sein besonderes Interesse an der Sprache. Seit 1998 organisiert Bernd Goldmann immer wieder Ausstellungen von Großplastiken bekannter Künstler in Bamberg. Begonnen hatte es mit dem kolumbianischen Künstler Fernando Botero. Mehrere der Großplastiken blieben im Anschluss an die Ausstellungen dauerhaft in Bamberg.

Klettern verboten

Zwei Großplastiken von Rui Chafes laden dazu ein, sich ins Kunstwerk zu begeben. Die anderen wollen mit den Augen entdeckt werden – zum Draufklettern sind sie nicht gedacht. Tatsächlich soll es dabei schon zu Abstürzen gekommen sein:  

"Das können Sie nie verhindern. Es gibt eben Leute, die Eis mit den Fingern essen. Sie können nicht vorschreiben, sich gut zu benehmen. Man kann nur anhalten und appellieren. Ich habe meinen Kindern immer beigebracht – und ich weiß, dass Rui Chafes das auch so macht – meine Kinder haben gelernt, Kunst mit den Augen zu ertasten und nicht mit den Fingern und erst recht nicht 'raufzusteigen. Der Respekt, den muss man anerziehen. Auch dazu ist eine Ausstellung da." Bernd Goldmann, Kurator der Ausstellung

Inzwischen hat sich die Stadt Bamberg veranlasst gesehen, nachträglich Verbotsschilder an den Kunstwerken anzubringen.