Schmutzfink, Gänsefüßchen, Angsthase oder Weltschmerz sind nur ein paar Wortschöpfungen, die wir Jean Paul verdanken. Sein Roman "Hesperus oder 45 Hundsposttage" machte ihn schlagartig berühmt. Dabei ist er weder ein Klassiker wie Goethe, noch ein Romantiker wie E.T.A. Hoffmann – aber dennoch einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit, der als einer der ersten von seiner Literatur leben konnte.
Jean Paul Friedrich Richter (1763-1825) war ein echter Oberfranke – der Autor wurde in Wunsiedel geboren und starb in Bayreuth. Gleich zwei Museen widmen sich im Norden Bayerns seinem Leben und seinem Werk – eigentlich. Denn ein Museum hat geschlossen, ein anderes muss bald umziehen.
Kleines Jean-Paul-Museum in Joditz bald wieder offen?
In einem kleinen Dorf nahe Hof, in Joditz, hat Jean Paul seine Kindheit verbracht. Der Jean-Paul-Kenner Eberhard Schmidt hat hier zahlreiche Exponate zusammengetragen und ein bei Literaturwissenschaftlern geschätztes Privatmuseum eröffnet, das in der deutschen Museumslandschaft seinesgleichen gesucht hat. 2016 allerdings ist Schmidt verstorben. Seitdem hat das Museum geschlossen.
Nun aber kommt wieder Bewegung in das Thema. Jüngst meldete das Landratsamt Hof: Es gibt Gespräche zur Zukunft des Museums.
"Es ist mir ein großes Anliegen, das Lebenswerk, das insbesondere mein verstorbener Mann aufgebaut hat, in gute Hände zu geben." Karin Schmidt, Eigentümerin Jean-Paul-Museums
Die ersten Gremien im Landkreis haben sich schon mit dem Thema beschäftigt. "Das Museum ist ein kultureller Anziehungspunkt mit überregionaler Strahlkraft. Es ist uns wichtig, dies zu erhalten und zu stärken", teilten Landrat Oliver Bär (CSU) und der Joditzer Bürgermeister Matthias Beyer (Freie Wähler) mit. "Daher steigen wir vertieft in die Überlegungen zur Zukunft des Museums ein." Diskutiert werde ein tragfähiges Konzept für die Zukunft. Dabei werde auch das alte Pfarrhaus von Joditz in die Überlegungen mit einbezogen. In dem Gebäude lebte der Pfarrerssohn Jean Paul zwischen 1765 und 1776.
Jean-Paul-Museum in Bayreuth muss umziehen
Und nun nach Bayreuth, wo es ebenfalls ein dem Dichter gewidmetes Museum gibt: Dieses ist im ehemaligen Chamberlain-Haus untergebracht, wo Richard Wagners Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain (1855-1927), ein Vordenker von Rassismus und Antisemitismus, lebte. Daher soll dieses Gebäude nach Planungen der Stadt Teil eines NS-Dokumentationszentrums werden. Das Museum muss also umziehen – und zwar in das frühere Wohnhaus Jean Pauls, wo er auch gestorben ist.
Einen Zeitplan dafür und eine Kostenschätzung gibt es noch nicht. 2023 sollen "alle relevanten Fragen, unter anderem zu den Kosten, geklärt werden, um eine Entscheidung des Stadtrats herbeiführen zu können", sagte ein Sprecher der Stadt. Berücksichtigt werden müsse auch, dass das Museumskonzept den neuen Räumen angepasst werde.
Jean Pauls ehemalige Dichterstube in der Rollwenzelei in Bayreuth
In Bayreuth gibt es ein weiteres, sehr kleines Museum, das sich ebenfalls dem Autor Jean Paul widmet. In der "Rollwenzelei", war er die letzten 20 Jahre seines Lebens fast täglich anzutreffen. Seine "Dichterstube", die ihm die Wirtsleute Rollwenzel, nach denen das Haus bis heute benannt wird, zur Verfügung stellten, ist noch in seiner ursprünglichen Form erhalten. Auf der Internetseite wird die Stube als "das wohl kleinste Museum Deutschlands" bezeichnet.
Mit Informationen von dpa
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