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Gold trifft Silber: Die Schmuckkünstler Pavan und Svensson

Die Galerie Handwerk zeigt in diesem Jahr zwei Künstler, die eigentlich recht unterschiedliche Positionen im Schmuck vertreten: der italienische Altmeister Francesco Pavan und sein Kollege aus dem hohen Norden, der Schwede Tore Svensson.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Geometrie und Gold: Das sind die Vorlieben des italienisches Goldschmieds Francesco Pavan, doch sind diese Vorlieben am Ende auch nur Inseln in einem ganzen Meer unterschiedlichster Formen und Materialien. Da ist eine Brosche in Form eines klassischen Würfels, die dünnen Kanten aus purem Gold. Auf einer der Ecken sitzt ein zweiter, kleinerer Würfel, diesmal in Rot. Elegant und zeitlos wirkt das, sachlich und klar, aber doch auch opulent und verspielt. Das gleiche gilt für eine Brosche ganz anderer Art: Der Form nach erinnert sie an einen länglichen Kieselstein. Doch die Oberfläche ist glänzend und schimmert in den verschiedensten Metalltönen: Gold neben Kupfer neben Silber neben Alpaka, winzige Einsprengsel, dicht nebeneinander. So ergibt sich eine Metalloberfläche, die wie ein textiles Gewebe wirkt. Offenbar hat Pavan die verschiedenen Metalle in dünnen Streifen miteinander verflochten, verwebt, gefaltet, gestaucht und dann glatt geschlagen, aber so ganz genau weiß das niemand. Florian Hufnagel, ehemaliger Leiter der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne, sieht in Francesco Pavan einen der ganz großen europäischen Goldschmiede.

"Raffinesse und unglaubliches Können, da kann man mit neuesten metallurgischen Forschungen rangehen, das dauert ewig bis man ihm auf die Schliche kommt und als ich ihn in seinem Hinterhof in Italien besucht habe, da hat er gesagt: alles muss man ja nicht wissen, es gibt auch ein Geheimnis im Schmuck , und an diesen Satz habe ich mich wieder erinnert, denn manchmal kann man sich nur fragen: wie hat der Kerl das eigentlich gemacht?"

Metall & Papier

80 Jahre ist Pavan alt, lebt wie eh und je zurückgezogen in Padua. Ist aber – innerhalb seiner klassischen Formensprache – so experimentierfreudig wie eh und je. Für Außenstehende sehen viele seiner Broschen und Halsketten vielleicht aus wie selbstverständlich, doch verschiedene Metalle zu verbinden ist kompliziert, da sich die Materialien anders verhalten, sie dehnen sich bei Wärme unterschiedlich stark aus, Spannungen können entstehen.Die Ausstellung der Galerie Handwerk zeigt aber nicht nur fertige Arbeiten aus allen Schaffensperioden Pavans, sie zeigt auch viele Modelle aus Metall oder Papier – wichtige Zeugnisse seiner Arbeitsweise:

"Beim Goldschmied denkt man eigentlich nicht, dass der ein Modell vorher baut. Ich brauch kein Modell, um einen Ring zu machen, aber seine komplizierten Metallverflechtungen, wie die dann wirken wenn sie dreidimensional irgendwo dransitzen, braucht er das Modell."

Eleganter Minimalismus

Metall ist auch der Grundstoff des Schweden Tore Svensson, dessen Arbeiten Pavan in der Ausstellung gegenübergestellt werden. Bekannt geworden ist Svensson für seine großen Schalen aus Eisen und Stahl: In unvorstellbarerer Präzision hauchdünn getrieben, minimalistisch in der Form, aber mit immer wieder neuen Strukturelementen. Mal ist die Oberfläche mit dem Hammer punktiert, so dass die Einschläge ein feines Muster ergeben, mal deutet Svensson durch einige stehengelassene Falten im Material den Arbeitsprozess an. Auch im Schmuck arbeitet Svensson mit Metall: Eine ganze Wand der Galerie ist mit ovalen Plättchen aus Eisen, Silber, Gold oder Kupfer übersät. Dank unterschiedlicher Oberflächenbehandlungen – rau, punktiert oder glatt poliert –, zeichnen sich im einfallenden Licht die Schemen verschiedener Porträts: Es sind allesamt Bekannte des Künstlers aus der Schmuckszene. Das Bild der Freunde wird also nicht mehr versteckt, wie es in traditionellen Medaillons üblich war.

"Er zeigt das Bild nach außen, man schmückt sich mit dem, was einem besonders am Herzen liegt in einer unglaublichen Präzision, geschwärzter Stahl, Eisen, und kann trotzdem eine Schmuckwirkung erzielen."

Francesco Pavan und Tore Svensson: Das mag auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombination für eine Doppel-Ausstellung sein. Doch gerade durch den direkten Vergleich kristallisiert sich der Stile des Einzelnen besonders klar heraus, genauso wie die Parallelen beider Künstler, ihre Faszination am Werkstoff Metall, ihre Genauigkeit und Experimentierfreude. „Die Begegnung“ lautet der Titel der Schau und genau das ist auch Motto und Ziel der gesamten Schmuckwoche.