Eine ganz besondere Art der Staatstrauer, nicht offiziell verordnet, sondern wie selbstverständlich: Nach dem Tod von Johnny Hallyday zeigten sich Prominente in Frankreich und Belgien tief erschüttert. Präsident Emmanuel Macron nannte ihn eine "Ikone": "Wir haben mit ihm geliebt und gelitten." Tatsächlich war Hallyday in Frankreich fast schon ein Nationalheiliger, seit Jahrzehnten tief verehrt von allen Generationen. Ehefrau Laeticia hatte gesagt, ihr Mann sei in der Nacht "mit Würde und Mut" gestorben. Hallyday litt an Lungenkrebs. Schon jetzt ist klar: Es wird eine nationale Abschiedszeremonie geben. In einer spontanen Petition wird sogar gefordert, den Sänger im Panthéon zu begraben.
Die Bardot nennt ihn ein "Monument"
Ex-Präsident François Hollande schrieb auf seinem Twitter-Account: "Er hat es geschafft, von allen Generationen geliebt zu werden. Er ist zu einem Teil unseres nationalen Musikgutes geworden." Brigitte Bardot (83) sprach in einer Pressemitteilung von einem "Monument". Mit ihm sei eine ganze Epoche gegangen, er habe die "schönsten Erinnerungen" seiner Generation mitgenommen. Von Mireille Mathieu bis Charles Aznavour: Die Reaktionen der Musikwelt rissen nicht ab, ebenso wie die Sonderprogramme in Frankreichs Medien. Auch in Belgien trauerte man um ihn. Hallyday war der Sohn eines belgischen Schauspielers, Sängers und Tänzers. Wie die Betreiber des Brüsseler U-Bahn-Netzes erklärten, sollten heute über die Lautsprecher der Stationen den ganzen Tag über die größten Hits von Hallyday erklingen.
"Französischer Elvis"
Die kanadische Popdiva Céline Dion würdigte ihn auf Twitter als "Giganten des Showbusiness", die französische Chanson-Sängerin Mireille Mathieu lobte "seine Professionalität, seine Stimme, sein Charisma". Der französische Komponist und Sänger Michel Sardou sagte: "Wir behalten ihn in unserem Herzen, wie wir auch unsere Jugend in Ehren halten." EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte, Hallyday habe "das französische Chanson mit der amerikanischen Musik versöhnt". Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy erklärte auf Facebook: "Johnny lässt eine Lücke, die niemand jemals ausfüllen kann." Als Idol der rebellischen Jugend der sechziger Jahre war Hallyday immer wieder als "französischer Elvis" bezeichnet worden.
Lob von Mick Jagger
"In Frankreich ist Hallyday unerreichbar", hieß es vom Frontmann der "Rolling Stones", Mick Jagger. Das US-Entertainment Magazin "Variety" würdigte "den ersten und einzigen französischen Rockstar": "Er ist der erste gallische Sänger, der Rock'n'Roll in Frankreich popularisiert hat." In der "Washington Post" wurde Johnny als "eine Ikone, die Stadien gefüllt und den Eiffelturm mit seiner schwankenden und energiegeladenen Musik erleuchtet hat" bezeichnet. TV-Sender wie NBC und CNN erwähnten ebenfalls den "französischen Elvis". Die "New York Times" schrieb: "Er war fünf Jahrzehnte lang der Star des französischen Rock'n'Roll und hatte acht Präsidenten."
In Deutschland wenig bekannt
Trotz einiger Versuche, auch in Deutschland musikalisch Fuß zu fassen, blieb Hallyday hierzulande wenig erfolgreich. 1961 wagte er mit dem Lied "Ja der Elefant" und ein paar Jahre später mit "Lass die Leute doch reden" zwei Aufnahmen in deutscher Sprache. Anders als etwa Françoise Hardy oder Mireille Mathieu gelangen dem Popstar außerhalb des frankophonen Europa keine Hits.
Hallyday starb in seinem Haus in Marnes-la-Coquette, westlich der Hauptstadt Paris. Vor dem Anwesen versammelten sich am Mittwoch zahlreiche Menschen und legten Blumen nieder.