Auktions-Mitarbeiter Mark Hochman hält Poster
Bildrechte: Andrew Matthews/Picture Alliance

Nicht unter 10.000 britischen Pfund zu haben: Historisches James-Bond-Poster

    "Gerupft, nicht gerührt": Sind James Bond-Bücher zu rassistisch?

    Zum 70. Jahrestag der Erstveröffentlichung werden die Agenten-Romane im April neu publiziert, allerdings sollen "rassistische" Stellen gestrichen und eine Warnung hinzugefügt werden. Das regt nicht wenige 007-Fans und Wokeness-Gegner mächtig auf.

    Geht heute wohl gar nicht mehr: Auf einem Werbeplakat für den ersten James-Bond-Film "Dr. No" ist Hauptdarsteller Sean Connery mit einer Knarre in der Hand zu sehen, hinter ihm vier mehr oder weniger bekleidete Frauen als "Dekoration". So sahen sie also aus, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu Beginn der sechziger Jahre. 1953 kam mit "Casino Royale" der erste Bond-Roman von Autor Ian Fleming auf den Markt, bis 1965 folgten elf weitere Agenten-Stories.

    Fleming war ein Jahr zuvor gestorben, also noch vor der "Studentenrevolution" und den Umbrüchen von 1968. Insofern ist es kein Wunder, dass er in seinen Büchern vergleichsweise traditionelle Geschlechter-Klischees bediente und im Wesentlichen die sozialen Verhältnisse und Vorurteile der unmittelbaren Nachkriegszeit abbildete.

    "Gespielinnen" weiterhin im Text

    Zum 70. Jahrestag der Erstveröffentlichung werden alle 007-Romane in der englischsprachigen Originalfassung im April neu publiziert, und nach Meinung von Kritikern "gerupft, nicht gerührt". Das zielt auf die Ankündigung der Rechteinhaber, die Texte von "rassistischen" Stellen zu säubern. In den Titeln soll es jeweils eine Art "Vorwarnung" geben: "Dieses Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, als Begriffe und Einstellungen, die von modernen Lesern als anstößig empfunden werden könnten, alltäglich waren."

    Weiter heißt es, in den Neuausgaben seien eine "Reihe von Aktualisierungen" vorgenommen worden, wobei sich die Herausgeber bemüht hätten, dem "ursprünglichen Text und dem Zeitraum, in dem er spielt, so nah wie möglich" zu kommen.

    Nach Informationen des britischen "Independent" wurden insbesondere heute verpönte Bezeichnungen für Schwarze ausgetauscht, wohingegen Flemings zweifelhafte Ansichten über Ostasiaten weiter enthalten sein sollen. Auch an der Homosexualität als "hartnäckigem Makel" wollten die Herausgeber offenbar nichts korrigieren, wie auch am "süßen Hauch der Vergewaltigung" und der Bezeichnung von Frauen als "Gespielinnen".

    Online-Petition gestartet

    Verlage lassen ihre Veröffentlichungen mittlerweile häufig von besonders geschulten Lesern auf die Einhaltung von politischer Korrektheit überprüfen ("Sensitivity Reading"). Dagegen gibt es zahlreiche Proteste. Gegen die James-Bond-Bearbeitungen wurde eine Online-Petition gestartet. Initiator Roland Hume begründet seine Initiative mit den Worten: "Als lebenslanger Fan und Leser von Ian Flemings James-Bond-Büchern schließe ich mich vielen anderen Fans an, die von diesem Schritt angewidert sind. Obwohl viele Passagen der Originalbücher unser modernes Empfinden beleidigen, waren und bleiben sie treffende Beispiele für die Einstellungen, die viele Menschen in dieser Zeit hatten."

    Wegen des "historisches Kontexts" sei es wichtig, die Bücher unverändert zu lassen, Ian Fleming sei auch Journalist gewesen und der Wahrheit verpflichtet, so Hume: "Daher wäre es ein Makel auf dem Vermächtnis von Ian Fleming, diese Art von zynischem Geschichtsrevisionismus hinzunehmen."

    Bleiben nur noch "Kurzgeschichten"?

    Kommentatoren schlossen sich dieser Meinung an, verwiesen darauf, dass die Vergangenheit eben nicht "perfekt" gewesen sei, deren "Auslöschung" allerdings "falsche Tatsachen" vorgaukelten. Natürlich wurde auch einmal mehr gegen "Wokeness" (Bewusstsein für politische Korrektheit) geschimpft. Britische Medien starteten prompt Online-Abstimmungen pro und contra Neubearbeitung. Auf Twitter überwogen Kommentare, wonach jemand, der sich an den Büchern störe, sie halt nicht lesen solle.

    "In der Bibel ist von fetten Menschen die Rede, wird sie die Anglikanische Kirche deshalb umschreiben?", hieß es in einem Tweet. Andere regten sich darüber auf, dass diesem Thema Sendeminuten im britischen Fernsehen gewidmet würden. Es gab auch Stimmen, die verlangten, die Texte von Rappern unter die Lupe zu nehmen: "Dort wird sehr viel mehr beleidigendes Zeug über Frauen verbreitet als in 'Casino Royale'." Spaßvögel meinten, wenn es so weitergehe, würden die James-Bond-Romane bald allesamt "Kurzgeschichten".

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