Am Freitag und Samstag sind weitere Stücke der "Sammlung Gerlinger", des Würzburger Ehepaars Hermann und Hertha Gerlinger, in München versteigert worden. Die höchsten Preise erzielten hierbei Werke von Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluffs, beide Mitglieder des expressionistischen Künstler-Kollektivs "Die Brücke". Fünf Exponate erzielten Erlöse in Millionenhöhe.
Das meiste Geld für "Das blaue Mädchen"
Wie das Auktionshaus Ketterer Kunst GmbH & Co. KG mitteilte, wechselte Kirchners "Das blaue Mädchen in der Sonne" für 4.750.000 Euro den Besitzer. Nie zuvor wurde für ein Kirchner-Werk in Europa mehr Geld bezahlt. Es war zugleich das Kunstwerk aus der "Sammlung Gerlinger", das an diesem Tag das meiste Geld eingebracht hatte.
Käufer aus ganz Deutschland, der Schweiz, aus Großbritannien, aus Skandinavien und den USA hatten laut Auktionshaus am Telefon mitgeboten. Dem Auktionshaus zufolge hatte ein beharrlicher Bieter vor Ort schließlich den Zuschlag erhalten. Die Schätzungen im Vorfeld lagen bei zwei bis drei Millionen Euro, als Startpreis aufgerufen wurden zunächst 1,8 Millionen.
Kirchners Hockende geht in die USA
Kirchners Skulptur "Hockende" brachte 4,29 Millionen Euro. Hier machte ein aus den USA zugeschalteter Bieter das Rennen. Auch das ein Europa-Rekord für Skulpturen des Künstlers. Die Schätzung hatte laut dem Auktionshaus bei 700.000 Euro gelegen, aufgerufen worden waren 650.000 Euro.
Schmidt-Rottluffs Bild "Lesende" kam für 4.060.000 Euro unter den Hammer. Laut Ketterer Kunst GmbH & Co. KG setzte sich ein Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen gegen die Konkurrenz aus Süddeutschland und Skandinavien durch. Geschätzt waren auch hier 700.000 Euro, aufgerufen 650.000 Euro.
Schmidt-Rottluffs Bild "Rote Düne" wurde für 1.945.000 Euro an eine hessische Privatsammlung verkauft – Schätzung laut Auktions-Website: 800.000 Euro.
Ernst Ludwig Kirchners "Fehmarnküste mit Leuchtturm" ging für 1.225.000 Euro an einen Sammler in der Schweiz und Karl Schmidt-Rottluffs "Mondschein" für 1.105.000 Euro an eine deutsche Privatsammlung. Allein die drei genannten Kirchner-Werke kamen so auf rund 10,2 Millionen Euro.
Ausstellung der Sammlung in Würzburg gescheitert
Das Ehepaar Gerlinger hatte die Kunstwerke innerhalb von siebzig Jahren zusammengetragen. Hermann Gerlinger hatte sich zu der Auktion entschieden, nachdem mehrere Verhandlungen mit Museen, aber auch mit der Stadt Würzburg gescheitert waren. Damit wird eine Sammlung aufgelöst, die bei Wikipedia als "in ihrer systematischen Geschlossenheit nahezu einzigartig" bezeichnet wird.
Bis zum Sommer 2024 sollen nun nach und nach mehr als 1.000 Objekte versteigert werden. Der Erlös der Versteigerungen geht nun nach dem Willen Gerlingers an die Würzburger Stiftung Juliusspital, den Bund Naturschutz und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bei einer ersten Versteigerung im Juni waren rund sechs Millionen Euro für wohltätige Zwecke erzielt worden.
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