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Gerhard Richter baut Foucaultsches Pendel in Münster

Die Stadt Münster bekommt die Arbeit eines der wichtigsten zeitgenössischen Künstlers geschenkt. Gerhard Richter möchte in der westfälischen Stadt einen Herzenswunsch realisieren: Er konstruiert dort in einer Kirche ein Foucaultsches Pendel.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Im anthrazitfarbenen Wollmantel, schwarzer Hose und mit grauem Kurzhaarschnitt sitzt Gerhard Richter vor Kameras und Aufnahmegeräten. Entspannt schaut er in die Runde. Was alle hier brennend interessiert: Wie ist er darauf gekommen, das Foucaultsches Pendel? Im Naturkundemuseum in München und im Pantheon in Paris habe er Foucaultsche Pendel gesehen und: Die Bewegung der Kugel habe ihn einfach fasziniert. Viel mehr habe er dazu nicht zu sagen. 

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe ergänzt: "Das hat Sie immer fasziniert, wir haben oft drüber gesprochen, gerade diese Verbindung, das in einer Kirche zu installieren. Gerade diese Dialektik. In der Kirche hat man erst gar nicht dran geglaubt. Man musste einen Beweis finden, um das belegen zu können. Das hatten sie mir vor ein paar Wochen ja auch so gesagt."

Das Pendel schwingt

Denn als der Physiker Leon Foucault 1851 den Versuch in Paris durchführte, bezweifelte die Kirche, dass sich die Erde sich um sich selbst dreht. Das Foucaultsche Pendel lieferte den Gegenbeweis. Denn das Pendel schwingt nicht einfach hin und her, sondern bewegt sich in Form schmaler Ellipsen, langsam immer weiter im Kreis herum. Weil der Boden unter dem Pendel, also die Erde, sich dreht. Diesen Beweis musste auch der Vatikan anerkennen. Gerhard Richter führt den Versuch nun in eine andere Dimension. Seine Konstruktion soll eine Art Gesamtkunstwerk werden: Dazu gehören nördlich und Südlich des Pendels je zwei sechs Meter hohe Glaswände, an den Kirchenwänden.

Dicke Messingkugel

Die großen Glaswände werden beraucht, damit sie grau erscheinen, und gleichzeitig verspiegelt. "Ja", sagt Richter. Das sei auch eine Reminiszenz an seine graue Phase. Zwischen diesen beiden grauen und spiegelnden Glasplatten schwingt dann eine 20 Zentimeter dicke silberbeschichtete Messingkugel. Sie beschreibt Ellipsen, und pendelt etwa vier Meter hin und her. Da könnte man sich bei Sonnenschein ein Spiel der Lichter vorstellen, im kargen Innenraum der ehemaligen katholischen Kirche. Aber: Nein! Eine ganz falsche Vorstellung. So werde es nicht.

Es soll ein Kunstwerk werden, mit einer ganz anderen Dimension, nicht spielerisch, auch nicht nur meditativ. In den kommenden Monaten will Gerhard Richter konstruieren und gestalten. Unterstützt von einem Ingenieurbüro und Wissenschaftlern. Der Entwurf der Konstruktion wird Richters Geschenk an die Stadt Münster. Die Umsetzung zahlen Stadt, Land und Sponsoren. 650.000 Euro soll es kosten. Und wenn alles nach Plan läuft, soll im Frühsommer das Foucaultsche Pendel in der Dominikanerkirche in Münster hängen.