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Gerd Nefzer - Oscar-Anwärter für "Beste Visuelle Effekte"

In der kommenden Nacht werden in Los Angeles die Oscars verliehen. In der Kategorie "Beste Visuelle Effekte" ist ein Deutscher nominiert: Gerd Nefzer, der am Film "Blade Runner 2049" mitgewirkt hat. Ein Porträt. Von Moritz Holfelder

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Gerd Nefzer: „Wir sind ja zu viert nominiert, also drei Leute Visual Effects und ich für die praktischen Effekte. Das war dann natürlich ein großer Jubel im Büro mit einem Gläschen Sekt und Torte dazu, das war schon ein Erlebnis.“

Gerd Nefzer sitzt in seinem kleinen Büro, in dem schmalen Anbau hinter der legendären Marlene-Dietrich-Halle im Filmpark Babelsberg. Der 52jährige ist erfüllt von der Freude, dass er heute Nacht in Los Angeles tatsächlich einen Oscar in der Hand halten könnte. Vor ein paar Tagen, bei den britischen Filmpreisen, den Baftas, wurde er gemeinsam mit den amerikanischen Computerspezialisten in seinem Team schon für die besten Special Effects ausgezeichnet. Nun zählt er auch in Hollywood zu den Favoriten. Viel deutsches Fernsehen hat Nefzer früher gemacht, erste Höhepunkte der internationalen Karriere waren dann die Mitarbeit an „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino und an „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson. Schließlich engagierte ihn auch Steven Spielberg für den in Berlin gedrehten Spionagethriller „Bridge of Spies“ – und danach kam der Anruf aus Hollywood für „Blade Runner 2049“.


Anruf aus Amerika


Gerd Nefzer: "Im November 2015 klingelte das Telefon, da war der amerikanische Produzent Bill Carraro dran – und hat gesagt, wir machen nächstes Jahr einen größeren Film in Budapest, wie sieht es mit Deiner Zeit aus? Dann habe ich gesagt, was ist das denn für ein Film? Dann hat er gesagt, da darf er nicht drüber reden. Aber ob ich denn prinzipiell Zeit hätte? Da hab‘ ich geantwortet, ja, selbstverständlich habe ich Zeit.“

Die Szenen, bei denen Gerd Nefzer und sein Team am meisten zu tun hatten, waren die Einstellungen am Ende des Films. Ryan Gosling und Harrison Ford sind mit ihrem Spinner auf einem befestigten Teil des Meeresufers gelandet. Es regnet, die Brandung ist stark – und das Fahrzeug, das auch fliegen kann, versinkt langsam in den Fluten.


Gerd Nefzer: „Die ganzen Szenen im Wasser wollten sie in Malta drehen, da gibt es ein spezielles Film-Wasserbecken. Aber dann ging das aus logistischen Gründen nicht – und dann hat die Produktion gesagt, nee, wir müssen selber ein Becken bauen. Da wurde dann innerhalb von 12 Wochen ein 50 mal 50 Meter Pool gebaut – und wir haben dann die ganze Technik aus dem Boden stampfen müssen. Das war eine heftige Nummer, aber es hat dann alles funktioniert. Und Wasser ist für uns einfach eines der schwierigsten Elemente, das zu handeln.“


Eine Art Regenmacher


Gerd Nefzer war bei „Blade Runner 2049“ vor allem für die Inszenierung des Regenwetters zuständig, um die erwünschte düstere Stimmung zu erzeugen. Analog hergestellte Spezial-Effekte sind da nach wie vor gefragt, weil die meisten Regisseure erkannt haben, dass echtes Wetter auf der Leinwand einfach besser wirkt als im Computer erzeugtes. Und auch den Schauspielern ist das konkrete Erleben von Regen und Wind viel lieber als das erst später erzeugte digitale Wetter. Gerd Nefzer ist vor allem ein begnadeter Handwerker, der gerne improvisiert und sich für komplexe Aufgaben immer etwas einfallen lässt. Studiert hat der gelernte Landwirt aus dem Schwäbischen ursprünglich Agrartechnik.

Gerd Nefzer: „Ja, super, man kann von allem ein bisschen was. Man hat ein bisschen Ahnung von Chemie, Mechanik, Schweißen, Schrauben, Holz und so – das war sehr hilfreich. Beim mir in der Truppe ist noch ein Landmaschinenmechaniker, ein Metzger, ein Bergarbeiter – also, das ist eine wild durcheinander gewürfelte Truppe.“


Für Gerd Nefzer wäre es die Krönung eines ungewöhnlichen Lebenswegs, wenn er den Spezialeffekte-Oscar in sein Unternehmen holen könnte. Gegründet wurde die Firma von seinem Schwiegervater – lange Zeit hatten die beiden einfach nur den Verleih von Filmautos und –waffen organisiert. Die Familie von Gerd Nefzer lebt nach wie vor in seiner Heimat im Schwabenland. Bodenständig ist der Mann geblieben, der jetzt einen Oscar gewinnen könnte - in Berlin hat er gemeinsam mit einem Freund nur eine kleine Wohnung …


Gerd Nefzer „… und lebe aber noch in Schwäbisch-Hall, also Zuhause, im Häusle im Ländle sozusagen.“