Volpone ist stinkreich und stellt sich sterbenskrank, weil er sehen will, wie sich falsche Freunde an ihn heranwanzen. Ein Lügner, der die Verlogenheit der Welt entlarvt. Am Münchner Volkstheater gleicht sein Krankenzimmer einer Aussegnungshalle. Überall Blumenschmuck. Und an den Blumen, die Volpones Besucher mitbringen, hängen bereits die Trauerschleifen wie an Grabkränzen.
Vom Turbokapitalismus überholt
Abdullah Kenan Karaca inszeniert das Stück als schnelle, grelle Komödie über menschliche Gier. Die Erkenntnis, dass Geld die Welt regiert, ist zwar kaum zu widerlegen, aber eher banal. Der Turbokapitalismus hat das Stück längst überholt. Da helfen weder Beschleunigung der Handlung noch Überzeichnung der Charaktere, um Neues über die Gegenwart aus dem alten Stoff heraus zu kitzeln. Wenn, dann wäre mit diesen Mitteln Allgemeingültiges über den menschlichen Irrsinn in Erfahrung zu bringen. Dazu aber ist die Inszenierung nicht wahnwitzig genug.
Nirgends ein Abgrund
Silas Breiding in der Titelrolle ist ein wunderbar geiziger, gieriger, gehässiger Geiferer, der sein Gesicht zur comic-haften Fratze verzerren und Gift in seine Stimme fließen lassen kann. Bei einigen seiner Mitspieler dagegen wirkt das Feixen und Grimassieren bemüht, gewollt. Ohne echten Aberwitz aber: kein Blick in den Abgrund.