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Can Dündar am 12. Oktober 2017 auf der Frankfurter Buchmesse

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Frankfurter Buchmesse: Can Dündar über Pressefreiheit

Der türkische Journalist Can Dündar hat auf der Frankfurter Buchmesse ein Plädoyer für die Freiheit des Wortes gehalten: "Ohne Pressefreiheit kann man nicht atmen", sagte er bei einer Podiumsdiskussion. Dündar lebt im Exil in Deutschland.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Dündar äußerte sich zur Lage in der Türkei, in der die Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt wird. Nach dem Putschversuch im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" weit über 100 Journalisten verhaftet, rund 150 Medien geschlossen und mehr als 700 Presseausweise annulliert. Derzeit steht die deutsch-türkische Autorin und Übersetzerin Mesale Tolu in Istanbul vor Gericht. Auch ihr wird Propaganda für eine terroristische Organisation vorgeworfen, nachdem sie für die linke türkische Nachrichtenagentur Etha gearbeitet hatte.

Gegen eine Isolierung der Türkei

Nach Worten des türkischen Journalisten Can Dündar ist der Säkularismus genauso wenig als selbstverständlich zu betrachten wie Demokratie und Pressefreiheit. Dündar war Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet“, die sich zahlreichen Repressionen ausgesetzt sieht, er selbst war ebenfalls mehrere Jahre in Haft. Einen Boykott oder eine Isolierung der Türkei lehnte Dündar in Frankfurt dennoch ab: Ein solcher Schritt bedeute eher, den Präsidenten zu unterstützen als die Opposition, so Dündar.

Auch Trump weiter in Konfrontation mit der Presse

Doch Angriffe auf die Pressefreiheit gibt es nicht nur in der Türkei: Dündars Statement kommt einen Tag, nachdem Donald Trump seinen Feldzug gegen die „Fake“-Presse erneut befeuert hat: Auf Twitter stellte er nach einem kritischen Bericht auf NBC Lizenzen für TV-Sender in Frage. Und bei einem Treffen mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau am heutigen Donnerstag sagte der US-Präsident: „Es ist, offen gesagt, ekelhaft, dass die Presse in der Lage ist, zu schreiben, was immer sie will“. Ein Satz, aus dem sich vieles folgern ließe. Und der so oder so ähnlich auch vom türkischen Präsidenten Erdoğan stammen könnte.