Mehrere internationale Filmfestivals haben die sofortige und bedingungslose Freilassung der iranischen Schauspielerin Taraneh Alidoosti gefordert. Die Internationale Koalition für bedrohte Filmschaffende in Amsterdam erklärte am Mittwoch ihre Solidarität mit der Schauspielerin. Zu der Koalition gehören unter anderem die Berlinale, das Internationale Film Festival Rotterdam und das Internationale Dokumentarfilm Festival Amsterdam. Sie riefen auch weltweit alle Film- und Kultureinrichtungen auf, sich dem Protest anzuschließen.
"Wir erklären unsere volle und tief empfundene Solidarität mit all jenen im Iran, die für die grundlegenden Menschenrechte und die Meinungsfreiheit eintreten, und fordern die iranischen Behörden auf, Taraneh Alidoosti und ihre Kollegen sofort und bedingungslos freizulassen", heißt es in der Erklärung, die auch von der Europäischen und der Deutschen Filmakademie unterzeichnet wurde.
Was Alidoosti vorgeworfen wird
Die 38-jährige iranische Schauspielerin war am Samstag festgenommen worden, nachdem sie sich solidarisch mit den Protesten für Frauenrechte erklärt hatte. Ihr wird die "Verbreitung von Falschinformationen und Unterstützung von konterrevolutionären Kreisen" vorgeworfen.
Auslöser der Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Zehntausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften.
Vergangenen Monat hatte Alidoosti auf ihrer Instagram-Seite ein Foto von sich ohne das im Iran obligatorische Kopftuch veröffentlicht und sich so öffentlich mit der neuen Frauenbewegung und den seit Wochen anhaltenden systemkritischen Protesten solidarisiert.
Ihr aktueller Film darf im Iran nicht in Kinos laufen
Alidoosti gehört zu den international erfolgreichsten iranischen Schauspielerinnen. Sie spielte unter anderem in dem mit einem Oscar ausgezeichneten Film "The Salesman". In diesem Jahr feierte sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere von "Leila's Brothers".
Auch das Filmfestival von Cannes hat die Verhaftung von Alidoosti im Iran aufs Schärfste verurteilt. Man verlange ihre sofortige Freilassung, schrieb das Festival bereits am Montag auf Twitter. Aus Solidarität mit dem friedlichen Kampf, den sie für die Freiheit und Rechte der Frauen führe, sichere das Festival ihr all seine Unterstützung zu.
Die öffentliche Vorführung ihres aktuellen Films "Leila's Brothers" wurde in den iranischen Kinos vom dortigen Kultusministerium verboten.
Mit Informationen der dpa
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