Seit 48 Jahren schreibt Robin Lane Fox jede Woche seine Gartenkolumne in der Financial Times, und wenn man weiß, dass er sie auch schon mal „Fifty Shades of Green“ betitelt hat, dann spürt man den Witz dieses spleenigen 71-jährigen, der ein renommierter Althistoriker ist. Von ihm stammt die maßgebende Biographie Alexanders des Großen, aber er ist eben auch der Garden Master am altehrwürdigen New College in Oxford und kümmert sich dort um sämtliche Pflanzen.
"Für mich ist Gärtnern nichts speziell Englisches. Es gibt auch in Großbritannien fürchterliche Gärtner. Und es gibt brillante Gärtner überall auf der Welt, in Uganda genauso wie in Haiti. Die Engländer bilden sich nur ein, sie könnten es besonders gut ." Robin Lane Fox
Kein Problem mit chemischen Keulen
Der englische Gärtner“ heißt das von Susanne Held ins Deutsche übersetzte Buch, in dem Robin Lane Fox von seiner Leidenschaft erzählt - bisweilen politisch herrlich inkorrekt. Etwa, wenn es um das Bekämpfen von Schädlingen wie der „Gefurchten Dickmaulrüsslerin“ geht. Solchen „Ladys“, schreibt Lane Fox, könne man nur mit „sachverständig eingesetzten chemischen Waffen ... zu Leibe rücken“.
"Ich widerspreche dieser moralisierenden Haltung der Ökologen, die so tun, als dürfe man unter keinen Umständen Chemie einsetzen. Das ist idiotisch. Es gibt keine ‚organische‘ Antwort auf gewisse Bedrohungen durch Ungeziefer und Unkraut. Niemand will teure Chemikalien in seinem Garten versprühen, aber jeder Gärtner weiß: von Zeit zu Zeit kommt man um ihren Einsatz nicht herum. Wir alle lieben Lilien, aber wie man den Krieg gegen einen Schädling wie das Lilienhähnchen ohne Chemie gewinnen könnte, hat mir noch kein Bio-Fanatiker erklären können. Gewiss doch, es gibt nachhaltige Gärten, aber sie sind sehr langweilig. Ich bin nicht langweilig und ich liebe die Schönheit." Robin Lane Fox
Münchner Lehrmeister
Das Handwerk des Gärtnerns hat Robin Lane Fox als 18-jähriger im Botanischen Garten München gelernt, bei Wilhelm Schacht – er nennt ihn sein „deutsches Idol“.
"Everyday I garden I hear sometimes German words in my head, e.g.: Erde ist Geld. Erde ist Geld. It’s always in my mind." Robin Lane Fox
Die Deutschen, sagt Lane Fox, hätten ihm den Wert des Bodens erst nahe gebracht. Und ihm vermittelt, wie viel Arbeit der Garten einem abverlangt.
"Diese Aktivitäten, die der Garten einfordert, sehen viele Leute gar nicht, wenn sie davon schwärmen, dass es doch eine große Freude sein müsse, im Garten zu arbeiten. Wie ahnungslos! Ein Garten bereitet einem auch viel Kummer. Für mich ist das ein Sinnbild des Lebens, in dem es mal rauf, mal runter geht. Alle diese falschen Idyllen sind dummes Zeug. Es ist hart, einen Garten zu bestellen. Und man muss dafür ein Händchen haben und eine Gabe besitzen. Die ist bei mir in Deutschland gewässert und gedüngt worden. Mein Leben ist mit dem Gärtnern verflochten, der Garten ist Teil meines Lebens." Robin Lane Fox
Mit solcher Hingabe und so viel Humor hat selten einer über Magnolien, Rhododendren, Hortensien und andere Gewächse geschrieben: Er wird so lange gärtnern, bis er eines Tages selbst zu Kompost zerfällt, sagt Robin Lane Fox und lacht. „Der ewige Gärtner“, wie John Le Carré mal einen Roman genannt hat, ist eben Fiktion.
Robin Lane Fox: „Der englische Gärtner. Leben und Arbeiten im Garten“. Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta. 32 Euro