Bildrechte: Veranstalter
Bildbeitrag

Nomaden-Festival in Marokko

Bildbeitrag
> Kultur >

Festival für Nomaden: Marokko feiert Musik der Wüste

Festival für Nomaden: Marokko feiert Musik der Wüste

Sie ziehen durch die Sahara und feiern einmal im Jahr ihre Musik und ihre Kultur: Beim "Festival International des Nomades" treffen sich Berberstämme, aber auch bayerische Touristen. Ein Erlebnis mit "Suchtpotential". Von Martina Zimmermann

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Viele Menschen der Industriegesellschaften sind moderne Nomaden, die für die Arbeit oder als Touristen durch die Welt reisen. Die echten Nomadenvölker dagegen sind oft diskriminiert oder vom Aussterben bedroht. Ihnen zu Ehren fand im Süden Marokkos in M’Hamid El Ghizlane am Rande der Saharawüstezum zum 15. Mal das Internationale Festival der Nomaden statt.

"Wir wollen nicht sesshaft sein"

Tuaregblues und Berberfolk, Gnawajazz oder Gypsysound: Zur musikalischen Welt der Nomaden gehören viele Musikstile, ob aus Mali oder Algerien, Marokko, Frankreich oder Ungarn.

"Wir wollen alle den gleichen, nicht sesshaften Lebensstil. Und wir wollen unsere Traditionen behalten, in Würde, Freiheit und Unabhängigkeit." Ousmane Ag Mossa

Das vereine alle Nomaden, meint Ousmane Ag Mossa, Mitbegründer, Sänger und Gitarrist der Tuaregband Tamikrest, die 2006 in Kidal in Mali gegründet wurde. Tamikrest ist international erfolgreich und gehört zu den Stars des Festivals der Nomaden. Die Tuareg der Sahara sehen mit ihren Turbanen und Trachten auf den Kamelen stolz aus.

Kein Wasser, keine Schule

Damit keine falsche Wüstenromantik aufkommt, zeigt ein Dokumentarfilm die extrem harten Lebensbedingungen der Nomaden: Kein Wasser, keine ärztliche Versorgung, keine Schule - vor allem in Nordmali, wo zudem Krieg herrscht. In Mali reden alle vom Frieden, sagt Ousmane Ag Mossa und fragt: Aber ist es Frieden, wenn man dich "wie eine Ziege in den Stall sperrt" ohne jedes Bürgerrecht?

Zivilisation der Vermischung

Wie die Tuareg in der Sahara sind die Berber die Ureinwohner in Nordafrika, deren Poesie vor allem mündlich überliefert wurde. Sänger Amnay versucht, die musikalische Tradition zu erhalten, indem er sie modernisiert:

"Diese Berberkultur hat Jahrtausende überlebt und alle Invasionen, Eroberungen, Kriege und Kolonialmächte. Es ist eine Zivilisation der Vermischung, aber nach 33 Jahrhunderten gibt es unsere Sprache immer noch, unsere Traditionen, unsere Feste und unsere Kultur." Janosch Vazsonyi

Janosch Vazsonyi bezeichnet sich als halb jüdisch und halb katholisch. Mit Sängern und Percussionisten aus dem westlichen Sahararaum spielt der Saxofonist auch religiöse islamische Gesänge:

"Musik sei der beste Weg zu verstehen, dass es ein und derselbe Gott sei, meint der Ungar: Musik sei Gebet, und der einfachste Weg, mit anderen Menschen zusammen zu kommen." Janosch Vazsonyi

Hauptstadt des Nomadentums

Nomaden und Menschen aus aller Welt in M’Hamid El Ghizlane zusammen zu bringen, sei ein wichtiges Ziel des Festivals, erklärt Direktor Noureddine Bougrab:

"Wir wollen hier erneut dieses Klima von Austausch, Respekt, Brüderlichkeit und Teilen erleben. In 15 Jahren haben wir aus M’Hamid El Ghizlane eine internationale Hauptstadt des Nomadentums gemacht." Noureddine Bougrab

Im 7.000 Einwohner-Ort sind anlässlich des Festivals auch Hunderte von Europäern gekommen, darunter auch Deutsche aus Bayern.

"Super schee. Einmalig. Feeling, Farben, Gerüche, Licht, die Leit. Wahnsinniger Spirit, faszinierend, man wird süchtig." Besucherin Caro

Diese bayerische Nomadin heißt Caro und stammt vom Chiemsee und hat sich vorgenommen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein auf dem Internationalen Nomadenfestival in Südmarokko.